Alpenüberquerung Salzburg-Triest
2014 bin ich in 29 Tagen von München nach Venedig gelaufen. In 2023 plane ich eine weitere Fernwanderung: von Salzburg nach Triest. Diese 28-tägige Wanderung durch vier Länder (Österreich, Deutschland, Slowenien und Italien) gehört nicht zu den klassischen Alpenüberquerungen und sollte (hoffentlich) nicht so überlaufen sein. 2014 bin ich mit dem Wanderführer München-Venedig. Vom Marienplatz zum Markusplatz, herausgegeben vom Bergverlag Rother, bestens zurechtgekommen und auch in diesem Jahr vertraue ich wieder einem Wanderführer aus dem Bergverlag Rother: Alpenüberquerung Salzburg-Triest von Christof Herrmann. Bereits 2019 gekauft hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Inzwischen gibt es eine im Jahr 2020 aktualisierte Auflage des Wanderführers. Lohnt sich die Anschaffung? Eventuell die App Version? Bei der Vorbereitung ist mir schon aufgefallen, dass es bei den Unterkünften die eine oder andere Änderung gibt. Beispielsweise hat das Hotel Bavaria in Berchtesgaden dauerhaft geschlossen. Ich entscheide mich gegen eine Neuanschaffung.Entfernung, Höhenmeter und Anzahl Etappen sind vergleichbar mit München-Venedig, damit kann ich meine Packliste aus 2014 wieder als Basis nehmen. Auf dem Weg von Salzburg nach Triest sind allerdings mehr Übernachtungen im Tal erforderlich. Einerseits erhöht das die Kosten (Preis Einzelzimmer Gasthof, Pension oder Hotel im Vergleich zum Matratzenlager), andererseits schläft man in einem richtigen Bett und hat die Möglichkeit sich mit Bargeld, Obst, usw. zu versorgen.
Wer sich diese doch recht lange Alpenüberquerung vornimmt und zeitlich (Anzahl Urlaubstage) limitiert ist, wird voraussichtlich am Wochenende starten. Für mich ein Grund die Wanderung an einem Montag zu beginnen und ich lege den 3. Juli als Starttermin fest. Für die An- und Rückreise bietet sich die Bahn an. Sowohl Salzburg als auch Triest sind gut an das Schienennetz angebunden. Die Hinfahrt nach Salzburg buche ich Monate im Voraus zu sehr günstigen Konditionen (23,90 Euro, ICE nach München, einmal umsteigen und mit der Regionalbahn nach Salzburg).
Die Corona Pandemie hat leider dafür gesorgt, dass fast alle Berghütten online reserviert werden müssen. Soll ich jetzt die 28 Etappen komplett im Voraus buchen? Was passiert, wenn ich schneller oder langsamer werde? Vielleicht brauche ich Ruhetage wegen sehr schlechten Wetterbedingungen bzw. konditionellen oder gesundheitlichen Problemen? Ich entscheide mich für einen Kompromiss und buche die ersten sechs Übernachtungen. Danach werde ich täglich entscheiden wie es weitergeht und welche Unterkunft in Frage kommt. Um es vorwegzunehmen: es war die richtige Entscheidung.
Auch bei dieser Fernwanderung gilt meine eigene Regel: ab Salzburg jeden Meter zu Fuß, keine Verkehrsmittel, keine Seilbahnen. Ansonsten: Tour abbrechen.
Tag 1, Etappe 1 (3.7.2023)
Endlich geht es los. Die Zugverbindung, die ich gewählt habe, startet um 7:24 Uhr in Aschaffenburg. Vorteil: meine Frau kann mich auf dem Weg zur Arbeit am Bahnhof rauslassen. Nachteil: der Zug kommt erst um 12:42 Uhr in Salzburg an und mir stehen noch über 5 Stunden Aufstieg zum Zeppezauer Haus bevor. Da darf nichts schief gehen, zumal die Bahn Streiks in Aussicht gestellt hat. Die Bedenken zerstreuen sich und pünktlich verlasse ich Aschaffenburg mit dem ICE in Richtung München. Auch den Anschlusszug am Münchner Hauptbahnhof erreiche ich ohne Probleme. Die erste Unterkunft informiere ich, dass ich voraussichtlich erst nach 18 Uhr ankommen werde. Das ist wichtig, damit einerseits meine Reservierung nicht verfällt und andererseits der Hüttenwirt sich keine Gedanken machen muss. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Bergwacht alarmiert wird, wenn angemeldete Wanderer nicht erscheinen.
Ich verlasse das Bahnhofsgebäude in Richtung Kurgarten - dem eigentlichen Startpunkt der Alpenüberquerung.
Der Kurgarten in Salzburg, im Hintergrund die markante Festung Hohensalzburg
Nach dem Überqueren der Salzach geht es auf den Mönchsberg mit herrlichen Blicken auf die Stadt Salzburg und die Festung.
Festung Hohensalzburg
Zwischen Mönchsberg und Festungsberg führt der Weg wieder hinab auf Stadtniveau. Lange orientiert sich der Weg am Almkanal, einem künstlichen, weit verzweigten Bewässerungs- und Energieversorgungssystem.
Am Almkanal, im Hintergrund der Untersberg. Etwas unterhalb des Gipfels liegt das Zeppezauerhaus
Der Weiterweg bis zum Wanderparkplatz zieht sich etwas und leider gibt es auf dem Weg keinen Biergarten oder eine Einkaufsmöglichkeit. Vor vielen Jahren habe ich mit Arbeitskollegen im Zeppezauerhaus übernachtet. Als Anstieg wählten wir damals den Reitsteig. Ich folge der Empfehlung im Buch und nehme den Dopplersteig, der erst steil über hohe Betonstufen und dann über unzählige Holzstufen (Himmelsleitern genannt) führt. Ganz schön kräfteraubend für den ersten Tag. Kurz vor 18:30 Uhr komme ich nach 1.200 Höhenmetern Aufstieg rechtzeitig zum Abendessen und einem Durst löschenden Bier auf der Hütte an. Zum Einstieg der Alpenüberquerung habe ich mir ein Zweibettzimmer gegönnt und sitze jetzt bei einem zweiten Bier vor der Hütte und genieße den Blick auf Salzburg.
Salzburg bei Nacht
Tag 2, Etappe 2
Der Wetterbericht kündigt zwischen 13 und 15 Uhr Regenschauer an und die Gehzeiten sind mit 7 Stunden angegeben. Also möchte ich so früh wie möglich starten. Frühstück gibt es ab 7 Uhr. Schon kurz vor 6 Uhr habe ich ausgeschlafen und mache mich fertig. Kurz nach 6:30 Uhr steht das Frühstück schon bereit (Salami, Schinken, Käse, Butter, Brot, Marmelade und Kaffee). Um 7:18 Uhr starte ich bei bewölktem Himmel. Die Sicht auf die Berge ist versperrt. Ich hätte so gerne den Watzmann gesehen.
Blick zurück zum Zeppezauer Haus 1.663m
Nach einer halben Stunde Gehzeit auf breiten Wegen der Blick zurück:
Bergstation der Seilbahn, das Gipfelkreuz steht auf dem Geiereck 1.805m, im Hintergrund der Wallersee, rechts mit dem Mast die Gaisbergspitze 1.287m
Auch am zweiten Tag sind immer wieder Himmelsleitern zu meistern (Vorsicht bei Nässe!)
Nach ca. drei Stunden erreiche ich den Berchtesgadener Hochthron auf 1.973m. Das Schild am Gipfelkreuz weist den Berg als Untersberg aus. Als Untersberg bezeichnet man das gesamt Massiv, das allerdings aus mehreren Gipfeln besteht: Geiereck (gleich oberhalb der Bergstation), Salzburger Hochthron (Österreich) und Berchtesgadener Hochthron (Deutschland).
Berchtesgadener Hochthron 1.973m
15 Minuten unterhalb des Gipfels liegt das Stöhrhaus auf 1.894m:
Lobenswerte Smartphone Ladestation im Stöhrhaus
Im Stöhrhaus bin ich der einzige Gast. Das ist nicht verwunderlich. Die Übernachtungsgäste haben die Hütte schon längst verlassen und auf dem Weg vom Zeppezauerhaus war ich alleine unterwegs. Ich trinke nur etwas und steige dann die insgesamt 1.400 Höhenmeter nach Berchtesgaden ab. Im Gasthaus zum Bier Adam gönne ich mir ein Radler und esse ein feuriges Schnitzel. Die erste Talübernachtung steht an. Ein Quartier in Berchtesgaden zu bekommen war nicht einfach. Immerhin ist Urlaubszeit und Einzelzimmer für eine Nacht sind rar und mit einem ordentlichen Preisaufschlag versehen. Das Alpina entspricht auch nicht meinen Wunschvorstellungen. Die Unterkunft ist an der Straße und der Bahnlinie gelegen und damit recht laut. Mal sehen wie die Nacht wird. Zumindest konnte ich mich in der Dusche regenerieren und im Waschbecken die durchgeschwitzten Kleider waschen.
Gästehaus Alpina Berchtesgaden
Gegessen habe ich ja schon und nachdem inzwischen der Regen eingesetzt hat, habe ich keine Lust mehr in die Stadt zu laufen um etwas zu trinken - zumal das Alpina etwas außerhalb liegt. Im Gastraum steht ein Kühlschrank mit kalten Getränken (Selbstbedienung auf Vertrauensbasis).
Apropos Essen: in den Bergen habe ich trotz körperlicher Anstrengungen selten Hunger. Frühstück nehme ich zu mir, ansonsten aber nur noch eine (wenn möglich warme) Mahlzeit am Tag, meistens am Abend. Verpflegung während der Wanderung habe ich keine dabei (keine Schokolade, keine Nüsse, kein Obst, kein Lunchpaket, ...). Lediglich zwei Fruchtschnitten befinden sich als Notverpflegung in meinem Rucksack und die habe ich bis Triest getragen. Ich kenne meinen Körper seit Jahrzehnten und weiß wie dieser in den Bergen funktioniert und was er benötigt. Mit dieser "Essensstrategie" scheine ich aber schon eine Ausnahmeerscheinung zu sein. In den vier Wochen werde ich vorhandenes Körperfett verbrennen, Muskelmasse aufbauen, allerdings auch ca. 4 kg abnehmen.
Tag 3, Etappe 3
Heute steht eine vergleichsweise kurze Etappe mit gut sechs Stunden an. Für den Nachmittag ist wieder Regen gemeldet. Also Start so früh wie möglich. Frühstück gibt es erst ab 7:30 Uhr, aber schon kurz nach 5 Uhr bekomme ich mit, dass das Frühstück gerichtet wird. Um 6:45 Uhr ist das erste Brötchen geschmiert und der Kaffee schmeckt. Leider verabschiedet sich danach der Kaffeevollautomat. Trotz mehrfacher Versuche bekommt der Herr des Hauses die Maschine nicht mehr zum Laufen.
Frühstück im Gästehaus Alpina
Nur ein Kaffee am Morgen? Das geht ja gar nicht. Nach den ersten Minuten komme ich an einer Bäckerei vorbei und kaufe mir einen großen Kaffee zum Mitnehmen.
Symbiose Baum und Fels
Der Weg führt sehr idyllisch an der Königsseeache vorbei. An der Königssee Bootsanlegestelle warten schon viele Touristen auf die Bootsfahrt nach St. Bartholomä. Jetzt heißt es noch fast 1200 Höhenmeter zum Tagesziel zu überwinden. Leider verhindert der dichte Wald meistens die Sicht auf den Königssee und den Watzmann.
Blick auf den Königssee und den Watzmann
Laut Internet Auftritt der Königsbachalm gibt es keinen Ruhetag - außer bei "richtig grausigem Wetter". Das Wetter ist schön, die Alm geschlossen.
Königsbachalm 1.242m
Also gehe ich weiter. An einer Weggabelung mit Blick auf die Jennerbahn Bergstation lege ich eine kurze Pause ein. Ein Blick auf die Karte sagt mir, dass ein paar Meter weiter noch eine Alm kommen sollte. Also schultere ich den Rucksack wieder und lege an der idyllisch, direkt am Wanderweg gelegenen Alm eine Trinkpause ein.
Hafnerkaser
Bis zum Tagesziel ist es nicht mehr weit. Ich komme am Schneibsteinhaus vorbei. Ebenfalls eine Alpenvereinshütte und eine Übernachtungsalternative zum Carl-von-Stahl-Haus (häufig nur Stahlhaus genannt, auch auf den Wegweisern).
Schneibsteinhaus 1.668m
Carl-von-Stahl-Haus 1.733m
Nach einer Speckknödelsuppe und einem Bier freue ich mich auf die Dusche. Leider ist die Wasserversorgung auf der Hütte ausgefallen. Keine Dusche, kein Wasser im Waschraum, keine Toilettenspülung. Dafür stehen an der Hütte Dixiklos! Am Abend schafft es die Hüttenmannschaft zumindest die Toilettenspülung wieder zu aktivieren, fließendes Wasser im Waschraum gibt es aber nicht. Als Alternative werden unzählige Mineralwasserflaschen im Waschraum zur Verfügung gestellt.
Auf der Hütte gibt es keinen Mobilfunkempfang, dafür aber kostenfreies WLAN. Auch eine Smartphone Ladestation steht zur Nutzung bereit. Für viele Bergwanderer ist das Smartphone inzwischen ein unentbehrlicher Ausrüstungsgegenstand, dient es doch nicht nur zum Telefonieren. Aktuelle Smartphone Modelle verfügen über gute Kamerasysteme. Für Bilder wie auf dieser Homepage reicht die Qualität auf jeden Fall. Darüber hinaus nutze ich das Smartphone für den aktuellen Wetterbericht, zum Navigieren (die GPS Tracks können über einen im Rother Wanderführer angegebenen Link heruntergeladen werden), zur Richtungsbestimmung (Kompass), Online Reservierung von Unterkünften, Wecker, Taschenlampe, Kommunikation per E-Mail und WhatsApp, Höhenmesser, Offline Kartenmaterial, usw. Klar, dass alle Tools den Akku belasten, auch wenn ich tagsüber das Smartphone im Flugmodus betreibe. Die tägliche Suche nach einer Steckdose zum Aufladen ist also obligatorisch. Nur an drei Tagen gab es keine Lademöglichkeit und ich musste auf die mitgeführte Powerbank zurückgreifen.
Der Regen hat sich verzogen und die letzten Sonnenstrahlen beleuchten das erste Ziel morgen früh, den Schneibstein:
Morgen steht eine lange Etappe mit 7-8 Stunden an. Hoffentlich hält das Wetter. Die diversen Wetter Apps sind sich noch nicht einig!
Tag 4, Etappe 4
Um kurz nach 5 Uhr habe ich ausgeschlafen. Katzenwäsche mit Mineralwasser. Frühstück gibt es erst ab 7 Uhr, aber um 6:45 Uhr sind die Vorbereitungen soweit abgeschlossen, dass ich loslegen kann. Der aktualisierte Wetterbericht meldet Regen. Meine App kündigt diesen für den frühen Nachmittag an. Bereits kurz nach 7 Uhr verlasse ich die Hütte und stehe nach 1,5 Stunden auf dem Gipfel des Schneibsteins.
Schneibstein 2.276m, im Hintergrund das Watzmann Massiv
Watzmann
Auch wenn es noch sonnig ist, treibt mich der Wetterbericht weiter. Am herrlich gelegenen Seelein See raste ich eine halbe Stunde. Das geplante Bad im Seelein See fällt allerdings aus. Laut Schild sind es bis zur Wasseralm noch 4 Stunden.
Seelein See
Herrlicher Blick vom Weg auf den Obersee und den dahinter liegenden Königssee
Der gestrige Regen hat die Wege aufgeweicht und es ist sehr rutschig. Die Bergstöcke sind heute besonders hilfreich. Gegen 12 Uhr fallen die ersten Regentropfen, aber erst kurz vor der Wasseralm brauche ich den Regenschirm. Im Schutz der Hütte genieße ich ein Bier, anschließend ein großes Stück Schokoladen-Bananen-Kuchen mit einem Kaffee. Wer mich kennt, weiß, dass Kaffee und Kuchen bei mir am Nachmittag eine Ausnahme sind.
Baumpilz
Wasseralm 1.416m
Wasseralm Lager
Neue und bekannte Gesichter tauchen auf und es entwickelt sich ein netter, unterhaltsamer Abend. Das Ambiente in der Wasseralm ist toll, aber die Preise sind gesalzen. Es gibt nur ein warmes Essen: Eintopf mit oder ohne Würstchen (13,50 bzw. 16,50 Euro; das Bier 6,50 Euro; usw.). Klar, die Hütte wird mit Hubschrauber versorgt. Auch andere Hütten nutzen diesen Versorgungsweg, ohne die Preise nach oben zu treiben. Ganz ungewöhnlich ist die Energiepauschale, die jeder Gast zu zahlen hat. Angeblich eine Empfehlung des Deutschen Alpenvereins. Ich habe davon noch nichts gehört und auch bei einer Internet Recherche dazu nichts gefunden.
Kurz vor 22 Uhr liege ich im Schlafsack. Im großen Lager schlafen ca. 35 Personen. Trotzdem ist die Nacht erstaunlich ruhig.
Tag 5, Etappe 5
Der neue Tag begrüßt mich mit herrlichem Wetter, dafür zeigt das Thermometer nur 8 Grad. Um 6 Uhr bin ich bereits kultiviert - soweit das die einfachen sanitären Verhältnisse zulassen. Der Waschraum wurde vor einigen Jahren neu gebaut und befindet sich etwas oberhalb der Hütte. Das Frühstück ist geschmacklich sehr gut, überschaubar, aber mit 15,50 Euro kein Schnäppchen.
Auf dem Weg zum Kärlinger Haus liegen zwei Seen. Den Schwarzsee lasse ich links liegen. Im zweiten, dem Grünsee beabsichtige ich ein Bad zu nehmen. Dazu verlasse ich den Weg und steige über einen steilen Pfad zum See ab. Ich bin wie jeden Tag früh unterwegs und habe den See für mich alleine. Was für ein Genuss in diesem frischen Bergsee ein paar Züge zu schwimmen und sich anschließend auf dem Felsen von der Sonne trocknen zu lassen. Nach einer Stunde mache ich Platz für die nächsten Badegäste.
Grünsee 1.474m
Noch eine Stunde Gehzeit zum Kärlinger Haus steht mir bevor. Die Sonne brennt vom Himmel und ich suche Schutz unter einem Sonnenschirm. Das Radler schmeckt bei diesen Temperaturen besonders gut.
Kärlinger Haus 1.630m
Der hinter dem Kärlinger Haus gelegene Funtensee, der den deutschen Kälterekord hält (-45,9 °C)
Zum Ingolstädter Haus sind es laut Wegweiser noch 3 Stunden. Das Wetter ist top, meine Kondition inzwischen auch und nach knapp 2,5 Stunden sitze ich auf der Terrasse der Hütte und fülle meinen Flüssigkeitsspeicher auf.
Ingolstädter Haus 2.119m
Das Angebot für eine Dusche (4 Euro für 3 Minuten) nehme ich gerne an. T-Shirt und Unterwäsche werden gleich mitgewaschen. Die Hütte ist der Hammer. Hier passt einfach alles. Schnelles und freundliches Personal. Kaum bestellt, werden Getränke oder Speisen sofort serviert. Bekannte Gesichter gesellen sich zu mir und auf der Terrasse genießen wir die wärmenden Sonnenstrahlen bis kurz vor dem Sonnenuntergang. Gemeinsam lassen wir uns eine Flasche Zweigelt munden.
Tag 6, Etappe 6
Heute gibt es bereits ab 6:30 Uhr Frühstück. Um 5:30 Uhr bin ich im Waschraum und kurz danach ist der Rucksack fertig gepackt. Die Sonne scheint durch eine leichte Schleierbewölkung. Seit zwei Tagen gibt es kein Internet. Ein schwaches Signal gestern Abend erlaubte zumindest das Versenden einer SMS nach Hause. Um 6 Uhr kann es mit dem Frühstück losgehen - das beste, das ich jemals auf einer Berghütte bekommen habe. Kostet dafür auch 16 Euro und beinhaltet zwei Getränke (kalt oder heiß).
Ein Teil vom Frühstücksbüffet. Auf der anderen Seite standen Wurst- und Käseplatten sowie mehrere, verschiedene Brote zur Auswahl
Rückblick zum Ingolstädter Haus 2.119m, dahinter der Große Hundstod 2.593m
Ich bin sehr früh unterwegs und genieße die Einsamkeit in dieser Traumlandschaft. Das Steinerne Meer ist einfach gigantisch und nach dem Abzweig zur Peter Wiechenthaler Hütte wechseln sich Felsen immer häufiger mit Altschneefeldern ab.
Auf dem Weg zum Riemannhaus müssen immer wieder Altschneefelder überquert werden
Wie kommen eigentlich die Aufnahmen zustande, auf denen ich selbst zu sehen bin? In der Vergangenheit habe ich dazu das Smartphone mit Steinen stabilisiert, damit es nicht umfällt, den Selbstauslöser aktiviert und bin dann schnell ins Bild gesprungen. Dieses Jahr habe dafür ich ein kleines Stativ mit Smartphone Halterung und Bluetooth Verbindung in den Rucksack gepackt:
Die Spuren auf den Altschneefeldern lassen vermuten, dass der Weg wenig begangen wird. Hängt es damit zusammen, dass das Riemannhaus wegen Renovierung geschlossen sein soll? Nach mehr als zwei Stunden kommen mir doch einige Wanderer entgegen, die mir berichten, dass das Riemannhaus geöffnet ist, allerdings mit einer stark reduzierten Bettenanzahl.
Riemannhaus 2.117m
Empfehlung Tagesgericht
Nach einer Johannschorle vor der Hütte steige ich ab. Die fast 1400 Höhenmeter sind sehr unangenehm zu gehen. Zuerst hohe, teilweise betonierte Stufen in der mit Drahtseilen gesicherten Steilwand. Anschließend eine steile Schotterstraße, die selbst mit Bergstöcken für die Knie und Oberschenkel sehr belastend ist. Zuletzt auf asphaltierter Straße nach Maria Alm.
Blick zurück Richtung Riemannhaus (roter Pfeil)
Mein Einzelzimmer in der Pension Anny entpuppt sich als top renovierte Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern! Nach einer ausgiebigen Dusche und dem Waschen der verschmutzten Wäsche (Wäscheständer steht auf dem Balkon zur Verfügung), gehe ich bei diesem traumhaften Sommertag jetzt auf die Suche nach einem Biergarten. Ich lande beim Bachwirt und esse ein Cordon Bleu. Auf dem Rückweg zur Unterkunft kaufe ich mir bei Billa eine Flasche Rotwein (Zweigelt) und eine Packung Nüsse - der Abend ist gerettet.
Wo übernachte ich eigentlich morgen? Endziel der 7. Etappe ist das Statzerhaus, das auf dem Gipfel des Hundstein steht. Eine online Reservierung ist auf dieser Hütte nicht möglich und sehr groß scheint die Hütte nicht zu sein. Ich rufe an und reserviere einen Schlafplatz.
Tag 7, Etappe 7
Nach dem hervorragenden Frühstück (ab 7 Uhr) starte ich die heutige Tagesetappe. Die Entscheidung fällt zugunsten der langen Variante über die Schwalbenwand. Im Tal sind über 30 Grad gemeldet und das merkt man bereits beim Anstieg. 1200 Höhenmeter stehen an. Teilweise spendet der Wald etwas Schatten. Am Gipfel angekommen bin ich komplett durchgeschwitzt. Ausziehen, Trocknen und Panorama genießen. Auf dem Kamm entlang geht es ständig auf und ab. Der Pfad lässt sich super gehen und die Aussicht ist einfach phänomenal: Kitzsteinhorn, Großvenediger, Steinernes Meer, Wilder Kaiser und, und, und …
Ob die Hummel auch die herrliche Aussicht genießt?
Zell am See, Kaprun, Kitzsteinhorn
Schwalbenwand - das erste Etappenziel für heute
Pause an einem sehr idyllischen Plätzchen
Das Tagesziel hinten links unter der dunklen Wolke: das auf dem Gipfel des Hundstein gebaute Statzerhaus
Das Tagesziel ist erreicht: das Statzer Haus 2.117 Metern mit genialem 360 Grad Panorama
Lange sitze ich vor der Hütte in der Sonne und kann mich an den Bergen gar nicht satt sehen. Das ein oder andere Radler erhöht den Genuss. Mit etwas Glück erlebe ich heute Abend noch einen herrlichen Sonnenuntergang. Nach dem Abendessen nimmt die Bewölkung leider zu und verhindert damit einen spektakulären Sonnenuntergang. Die Berge färben sich leicht rot und das war es.
Tag 8, Etappe 8
Es soll heute wieder sehr heiß werden. Also stehe ich früh auf und starte um 5:30 Uhr ohne Frühstück. Selbst auf über 2.100 Metern ist es mir in kurzer Hose und T-Shirt nicht kalt. Die Morgensonne taucht die Berge in ein herrliches Licht. Ich könnte stundenlang diese Stimmung genießen, allerdings will ich mein Tagesziel vor der Nachmittagshitze erreichen.
Das erste Ziel im Tal ist Taxenbach und der Weg ist gut ausgeschildert. Am Kamm gibt es zwei Abstiegsvarianten und ich schaue mir auf dem Smartphone den GPX Track an. Mist! Ich hätte schön früher abbiegen müssen. An der Riester Aste wollte ich eigentlich frühstücken. Umdrehen? Taxenbach erreiche ich auch über diesen Weg (Schild: Ziegelhütte). Dieser Weg wird aber scheinbar nicht mehr begangen. Kaum Markierungen und abschnittsweise ist überhaupt kein Weg mehr erahnbar. Mein ausgeprägter Orientierungssinn und das Gespür für den richtigen Weg quer über die Bergwiesen bringen mich sicher zur Ziegelhütte. Endlich Frühstück. Leider ist die Ziegelhütte geschlossen. Also Abstieg nach Taxenbach und einen Bäcker suchen. Ich finde diesen auch gleich, aber: es ist Montag und damit Ruhetag. Daneben gibt es den Gasthof zur Post. Ich frage, ob ich ein Frühstück bekommen kann und das wird mir auf der Terrasse serviert. Nicht sonderlich gut (altes Brötchen), aber immerhin.
Für heute habe ich noch kein Nachtquartier. Also rufe ich mehrere Unterkünfte an und bekomme überall dieselbe Antwort: belegt. Bei Booking.com werde ich letztendlich fündig und lande beim Platzwirt direkt im Zentrum von Rauris.
In Taxenbach sind die ersten knapp 1.400 Höhenmeter Abstieg geschafft. Der Weiterweg führt durch die Kitzlochklamm (Eintritt 9 Euro). Im Buch wird auch eine Umgehung beschrieben, die einen zeitlichen Mehraufwand von mindestens einer Stunde bedeutet. Dann lieber den Weg durch die Klamm mit vielen Touristen teilen. Interessanterweise sind in der Klamm mehrere Klettersteige angelegt. Sollte ich wieder einmal in diese Gegend kommen, wären diese Klettersteige eine willkommene Abwechslung.
Wasserfall am Eingang der Kitzlochklamm
Nach 6 Stunden Gehzeit erreiche ich Rauris und finde im Zentrum keinen Biergarten. Im Billa besorge ich mir deshalb zwei kalte Energy Drinks und genieße diese am Dorfplatz.
Bis 14 Uhr muss ich mich gedulden. Erst ab diesem Zeitpunkt ist die Rezeption besetzt. Nach dem Einchecken wird erst einmal Wäsche gewaschen. Auf dem Balkon spanne ich eine Wäscheleine (ich habe immer eine Reepschnur dabei) und hänge die Wäsche auf (auch Wäscheklammern habe ich im Rucksack!). Danach bin ich dran (inklusive Rasur). Es ist Montag und einige Restaurants haben Ruhetag. Bei einem Lokal mit italienischer Karte (Stadl Cafe Restaurant Pizzeria) werde ich fündig. Ich bin der einzige Gast: zu spät für Mittagessen, zu früh für Abendessen. Mir soll es recht sein. Seit Tagen gibt es bei mir neben dem Frühstück nur noch eine weitere Mahlzeit. Zurück im Hotel nutze ich die Sauna. Nach inzwischen 8 Tagen ist die Sauna eine Wohltat für die Muskulatur. Die nächste Etappe kann kommen! Meine Reservierungsanfrage für die nächste Hütte wurde zum Glück positiv beantwortet. Internet gibt es auf der Hütte nicht. Zum Abschluss des Tages setze ich mich auf die Hotel Bräu Terrasse und lasse ich mir in den Abendstunden noch einen Wein schmecken.
Tag 9, Etappe 9
Im eigenen Hotelbett zu schlafen, war sehr erholsam. Trotzdem bin ich wie jeden Morgen kurz nach 5 Uhr wach und ausgeschlafen. Frühstück gibt es erst ab 7:30 Uhr und der Führer gibt 8 1/4 Stunden Gehzeit an. Um 7 Uhr schaue ich am Frühstücksraum vorbei: noch abgeschlossen. Neuer Versuch um 7:15 Uhr. Es kann losgehen. Frühstücksbüffet in Hotels geht oft besser, aber mir reicht es. Um 7:37 Uhr startet die heutige Etappe. Es soll sehr heiß werden und bis ins Talende laufe ich großteils in der Sonne. Das lässt den Schweiß fließen. Nach 3 Stunden endlich die erste Einkehrmöglichkeit. 1 Liter Flüssigkeit spürt den Schlag nicht.
Alm-Gasthaus Lechnerhäusl
Die Apfelschorle schmeckt
Originelle Sitzbank auf dem Weg durchs Rauriser Tal
Der nächste Gasthof ist geschlossen. Also weiter. Am Talende startet die Mautstraße. Zum Glück wurde am Wald nebenan ein wunderschöner Weg angelegt, der Knappenweg (der Name stammt noch aus Zeiten des Bergbaus). Leider lieben die Mücken auch diesen idyllischen Pfad und ich werde total verstochen.
Am Ende der Mautstraße parken unzählige Fahrzeuge, aber es kommt noch schlimmer. Von diesem Parkplatz verkehrt noch ein Pendelbus ins Talende. Ich entscheide mich gegen den im Führer vorgeschlagenen Weg und nehme die schnellste Variante. Am Naturfreundehaus hätte ich gerne noch etwas getrunken, aber die Menschenmassen schrecken mich ab. Also gleich durchstarten zu den letzten 90 Minuten Aufstieg.
Wasserfall im Anstieg zur Hütte
Nach 6,5 Stunden reiner Gehzeit komme ich am Schutzhaus Neubau auf 2.176 Metern an.
Schutzhaus Neubau 2.176m
Matratzenlager mit 22 Schlafplätzen. Die Abtrennungen dürften noch aus der Corona Zeit übrig geblieben sein
Ein Radler, eine Leberknödelsuppe und eine Portion Spaghetti und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Der Genuss wird noch von einer heißen Dusche gekrönt. Laut Hüttenwirtin gibt es auf der Hütte kein Internet über Mobilfunk. "Fündig" werde ich ein paar Meter entfernt von der Hütte. Der Herrenwaschraum besitzt nur ein Waschbecken, dafür gibt es warmes Wasser. Im Matratzenlager gibt es eine Steckdose zum Aufladen des Smartphones, mehrere Steckdosen befinden sich im Gastraum.
Tag 10, Etappe 10
Der Wetterbericht meldet für den Nachmittag Starkregen und teilweise Gewitter. Also möglichst früh los. Zum Glück gibt es um 6:30 Uhr schon Frühstück und kurz vor 7 Uhr bin ich startklar. Das Schild an der Hütte gibt 2,5 Stunden für den Aufstieg zur Fraganter Scharte an. Das kann für 600 Höhenmeter eigentlich nicht passen. Und richtig, nach einer Stunde und 20 Minuten bin ich auf der Scharte angekommen - dem höchsten Punkt auf der Alpenüberquerung.
Fraganter Scharte 2.754m
Kurz ein Foto (mit Stativ und Fernauslöser) und weiter geht es in das Gletscherskigebiet, im Sommer kein schöner Anblick.
Schareck 3.123m - ein einfacher 3.000er (die Bergstation der Liftanlagen ist nicht weit davon entfernt)
Auch schlechtes Wetter gehört zu einer Alpenüberquerung dazu
Gegen 10 Uhr fallen die ersten Tropfen und wenig später setzt der Regen ein - früher als vorhergesagt. Auf den Regenschirm verzichte ich dieses Mal. Ein Fehler wie sich später herausstellen wird, denn die Regenhülle für den Rucksack ist nicht mehr dicht.
Wofür braucht man in den Bergen einen Rettungsring?
Weißseehaus 2.380m am Mölltaler Gletscher. Kein Mensch zu sehen. Geschlossen?
Immer wieder erstaunlich welche Blütenpracht in Höhen über 2000 Metern existiert
Gerade nach Regen ist der Alpensalamander häufig auf dem Weg zu sehen
Die mit 8 1/4 Stunden angegebene Etappe absolviere ich in 6 Stunden und 20 Minuten. Viel Spaß hat es heute nicht gemacht. Dann der Schock im Fraganter Schutzhaus offiziell geschlossen wegen Kanalsanierungsarbeiten. Ich darf trotzdem bleiben, allerdings können die Toiletten nicht genutzt werden und kochen kann die Wirtin auch nicht. Nach 1,5 Stunden dann die positive Nachricht. Kanal ist repariert, es gibt keine Einschränkungen mehr. Kurz nach 15 Uhr kommen Theresa, Alvaro und Vivien. Wir sind heute die einzigen Übernachtungsgäste.
Das Tagesziel: Fraganter Schutzhaus 1.810m
Der moderne Innenraum
Und was ist aus dem angekündigten Starkregen am Nachmittag geworden? Strahlender Sonnenschein und es ist heiß. Perfekte Voraussetzungen zum Trocknen der Ausrüstungsgegenstände vor der Hütte. Morgen steht eine Talübernachtung an. Endpunkt der Etappe ist eigentlich Stall, aber in dem kleinen Ort gibt es kaum Unterkünfte. Ich werde mich erst morgen nach einer Unterkunft umsehen.
Die Hugo-Gerbers-Hütte ist nicht groß. Daher reserviere ich telefonisch einen Lagerplatz für den übernächsten Tag.
Zum Abendessen gibt es eine Grießklößchen Suppe, Salat, Käsespätzle und einen Nachtisch. Dazu das ein oder andere Glas Rotwein (Zweigelt).
Tag 11, Etappe V11
Etappe 11 sieht eigentlich einen Gipfel vor: den Sadnig. Über 900 Höhenmeter aufsteigen und anschließend 1.900 Höhenmeter nach Stall im Mölltal absteigen. Der Wetterbericht meldet Regen, auch die Hüttenwirtin bestätigt das. Also entscheide ich mich für den Alternativweg nach Stall, der mit 5 Stunden angegeben ist. Wir frühstücken gemeinsam um 7 Uhr und kurz vor 8 Uhr starte ich bei bestem Wetter. So viel zur Wettervorhersage. Die anderen Drei lassen sich Zeit. Voraussichtlich werden wir uns erst wieder auf der Hugo-Gerbers-Hütte treffen.
Frühstückstisch im Fraganter Schutzhaus
So sieht es morgens kurz vor 8 Uhr aus wenn der Wetterbericht für den ganzen Tag Regen gemeldet hat
Nach 30 Minuten erreiche ich den Rollbahnweg, den bisher schönsten Wegabschnitt seit dem Start in Salzburg. Aber jetzt wird es gefährlich!
VORSICHT! Killer Ameisen
Keine Ahnung was das Schild zu bedeuten hat. Selbst eine kurze Internet Recherche hat dafür keine Erklärung gebracht.
An der Goldberghütte lege ich eine kurze Trinkpause ein.
Kurze Rast an der Goldberg Hütte 1.769m
Der Weiterweg über den Alpe Adria Trail ist das krasse Gegenteil zu dem herrlichen Rollbahnweg. Komplett zugewuchert mit teilweise mannshohem Pflanzenbewuchs. Durch den Regen der vergangenen Nacht sind die Pflanzen nass - und ich damit auch. Dieser Weg ist absolut nicht empfehlenswert, aber eine Alternative gibt es nicht.
Das Wetter kann sich nicht entscheiden
Auch der Abstieg auf asphaltierten Straßen ist Gift für die Füße. Aber irgendwann erreiche ich die Ortschaft Stall und kaufe mir im Supermarkt kühle Getränke. Eigentlich ist das Tagesziel erreicht, aber es ist erst kurz nach 13 Uhr. Ich entscheide daher bis nach Rangersdorf weiterzugehen und verkürze damit den morgigen Tag um eine gute Stunde. Telefonisch reserviere ich im Gasthof Stadlwirt (Alternativen gibt es kaum). Der Führer gibt den Preis für ein Einzelzimmer mit 30 Euro an, allerdings ist der Führer von 2018. Die Homepage des Gasthofs gibt „ab 38 Euro“ an. Der Chef verlangt aber 58 Euro. Abzocke! Das Zimmer ist alt, gut zu erkennen an dem „bahama beige“ Design im Bad. Keine Seife, kein Duschgel, aber immerhin heißes Wasser zum Duschen und Wäsche waschen. Hoffentlich ist nachher die Küche besser als das Zimmer.
Talübernachtung. Man beachte die Wäscheleine hinter dem Bett
Um kurz vor 16 Uhr zieht ein Gewitter über den Ort. Der Wetterbericht hatte also nicht ganz unrecht. In Stall gibt es kaum Unterkünfte und die wenigen Gasthöfe haben inzwischen geschlossen. Theresa, Alvaro und Vivien werden mir in der Hugo-Gerbers-Hütte berichten, dass sie in der gewählten Unterkunft selbst gekocht haben! Auch in Rangersdorf scheint es nur diesen einen Gasthof zu geben. Da wird es am Abend bestimmt voll in der Gaststube. Die Überraschung: nur eine Handvoll Gäste sitzen im Gastraum. Das Essen ist gut, reichlich und preiswert. Das Bier mit 4 Euro sogar recht günstig.
Tag 12, Etappe 12
Das Frühstück im Stadlwirt war okay. Offiziell wird es erst ab 7:30 Uhr angeboten, ich konnte bereits um 7 Uhr loslegen. Von Rangersdorf geht es wenigen Minuten nach Lamnitz. Hier trifft man auf die eigentliche Route, die von Stall kommt. Nutzt man nicht die Forststraße, sondern den rot-weiß markierten Weg Nr. 5, wird man keinen Spaß haben. Zugewuchert, Bäume liegen quer, Markierungen teilweise nicht mehr erkennbar - ein Armutszeugnis für die Wegebauer bzw. Instandhalter.
Aus einem alten Baumstumpf erwächst neues Leben. Ob er es schafft?
Von unruhigen Bergwanderern ist nicht die Rede
Erfrischendes Bad im Gippelsee
Am Gippersee mache ich nach 3:45 Stunden die erste Pause, nehme ein erfrischendes Bad und lasse mich in der Sonne trocknen. Nach einer Stunde geht es weiter. Nach dem Gipper Haus ist die Wegfindung zum Törl nicht einfach. Die sehr verblichenen Markierungen muss man suchen, zumal der Pfad oft nicht zu erkennen ist.
Kommt immer wieder vor. War es der Wolf? Eher nicht. Vermutlich Blitzschlag. Am Vortag entlud sich hier ein sehr heftiges Gewitter
Steil geht es hoch zum Klingentörl auf 2.382 Metern. Auf schönen Höhenweg quere ich zur Hugo-Gerbers-Hütte. Die sehr einfache Hütte besitzt keine sanitären Anlagen. Hinter der Hütte gibt es einen Brunnen zum Waschen oder Richtung Törl eine Freiluftdusche.
Hugo-Gerbers-Hütte 2.347m
Die Dusche der Hütte
Der Waschraum der Hütte. Die Hütte selbst verfügt über kein fließendes Wasser
Kurz vor 15 Uhr kreisen vier Geier über der Hütte. Eine eindrucksvolle Flugdemonstration. Die Aasfresser werden das Schaf bald finden!
Immerhin 7 Personen übernachten auf der Hütte. Es gibt Käsespätzle mit Salat und Topfenknödel mit Zwetschgenröster. Die Hütte bezieht Strom aus einer kleinen Photovoltaikanlage. Selbst hier konnte ich mein Smartphone aufladen.
21:40 Uhr - die Sonne geht unter, die Wetteraussichten für morgen sind bestens
Schild aus alten Zeiten
Uriger Gastraum
Tag 13, Etappe 13
Der bisher schönste Tag auf dieser Fernwanderung steht in den Startlöchern. Kein Wölkchen am Himmel und klare Sicht.
Früh morgens an der Hütte. Besser geht nicht
Ein Traum …
Die Hugo-Gerbers-Hütte wird ehrenamtlich betrieben, die Hüttencrew wechselt in der Regel wöchentlich. Die vier Jugendlichen haben gestern nicht nur ein tolles Abendessen gezaubert, auch beim Frühstück geben sie sich sehr viel Mühe. Das Müsli ist ein Gedicht!
In einer knappen, halben Stunde stehe ich an der Kreuzelscharte und kann auch die Aussicht nach Norden genießen. Der Großglockner ist zum Greifen nah. Nach einer Stunde geht es weiter. Am Gipfel vom Hochkreuz (2.709 m) erwartet mich ein unbeschreibliches 360 Grad Panorama.
Hochkreuz 2.709 Meter. Im Hintergrund links vom Kreuz der Großglockner
Großglockner 3.798m (der höchste Punkt links)
Ein kräftiger, kühler Wind vertreibt mich nach 45 Minuten. Auf dem Weg zur Feldnerhütte passiere ich auf über 2.400 Metern einen Briefkasten, der angeblich täglich geleert wird.
Nach gut zwei Stunden erreiche ich die Feldnerhütte.
Hinter dem Glanzsee spitzt das Dach der Feldnerhütte heraus
Die Feldnerhütte 2.186m
Es ist die Hölle los. Heute war Bergmesse! Nach einer Stunde lichten sich die Reihen. Pfarrer, Teilnehmer und Musiker steigen wieder ins Tal ab. Es verbleibt eine sehr mitteilsame Almwirtin, die sich hier einen Rausch antrinkt. Den ein oder anderen Schnaps muss ich mittrinken.
Ein Steinadler kreist über der Hütte. Wunderschön anzusehen. Diesen eindrucksvollen Vogel mit dem Smartphone einzufangen, habe ich erst gar nicht versucht.
Eine Dusche gibt es nicht in der Hütte. Aber wer braucht schon eine Dusche, wenn sich direkt hinter der Hütte ein glasklarer See befindet? Ich finde eine gute Stelle um in den See zu kommen und genieße das erfrischende Bad und anschließend die wärmende Sonne zum Trocknen.
Das Mobilfunksignal ist sehr schwach. Anrufe brechen ab. Dafür gibt es im Gastraum eine Ladestation (der Strom wird über Wasserkraft erzeugt) inkl. Ladekabel (USB-C, Lightning, mini USB) und ein Unikum als Hüttenwirt. Bruno ist schon längst im Rentenalter, denkt aber noch nicht ans Aufhören. Die Besonderheit in der Hütte ist ein Whisky, der wirklich hervorragend schmeckt. Die meisten Gäste (es sind nur 12) sind bereits im Lager und Bruno setzt sich zu mir an den Tisch. Er hat nicht nur einen tollen Whisky anzubieten, sondern auch gute Weine.
Whiskyfass im Gastraum
Das Whisky Gedeck für 12 Euro (5 cl)
Tag 14, Etappe 14
Am Vortag wollte der Hüttenwirt Bruno wissen, wann ich frühstücken möchte. Meine übliche Antwort: „so früh wie möglich“. „5 Uhr?“ Mich kann er damit nicht schocken. Wir einigen uns auf 6 Uhr, denn 5 Uhr war ihm dann doch zu früh. Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von Theresia (legt einen Ruhetag ein) und Vivien und Álvaro (steigen ab und fahren zurück nach Salzburg). Ich wähle den längeren, aber landschaftlich viel schöneren Weg über das Lackentörl. Bei Traumwetter lasse ich es heute gemütlich angehen. Diese Gebirgsgruppe ist sehr einsam und ich bin vollkommen alleine auf dem nicht ganz einfachen Weg unterwegs. Dem Zweisee kann ich nicht widerstehen. Das Wasser ist frisch, aber für ein paar kühlende Züge passt es.
Zwei Seen 2.237m
Auf dem Weg zur Emberger Alm kommt man an einer Hütte mit einem Brunnen vorbei.
Getränke stehen an einem Brunnen auf Vertrauensbasis zur Verfügung. 3 Euro pro Flasche wirft man an der Hütte ein
Nach Greifenburg müssen insgesamt 1.700 Höhenmeter abgestiegen werden. Glücklicherweise kommt man an der Emberger Alm vorbei. Hier gibt mehrere Einkehrmöglichkeiten.
Der weitere Abstieg verläuft über größere Strecken im Wald. Hier ist es nicht ganz so heiß. Die Zimmersuche in Greifenburg ist nicht einfach. Ich bekomme ein altes, überteuertes Zimmer im Gasthof Pension Post (68 Euro inkl. Frühstück).
Ein Biergarten befindet sich auf der anderen Straßenseite (Bar Restaurant Piano, Sam's Cafe) nur wenige Meter von der Unterkunft entfernt. Ich esse gut und preiswert. Es ist immer noch sehr warm. Das um diese Jahreszeit übliche Nachmittag Gewitter bleibt aus.
Halbzeit! Zwischenbilanz
14 der 28 Etappen sind geschafft. In dieser Zeit wurde ich nur einmal kurz nass. Ansonsten war das Wetter super. Regen gab es entweder am Spätnachmittag oder in der Nacht. Wie geht es mir selbst? Keine Blasen, keine Knieprobleme, kein Muskelkater und auch an das Tragen des Rucksackes habe ich mich gewöhnt. Die pro Tag kalkulierten Kosten passen, auch wenn die Übernachtungskosten im Tal größere Löcher in die Reisekasse reißen. Auf den Wegen, die ich immer alleine gehe, kann ich herrlich meinen Gedanken nachhängen. Dafür habe ich auf den Hütten nette Kontakte geknüpft, allerdings sind diese inzwischen ein oder zwei Tage hinter mir oder haben die Tour beendet. Ich freue mich auf die nächsten 14 Etappen, vor allem auf die Julischen Alpen.
Tag 15, Etappe 15
Kurz vor 7 Uhr sitze ich am Frühstückstisch und nach dem ersten Kaffee will ich bezahlen. Ich muss keinen Meldeschein ausfüllen und bargeldlos Zahlen ist angeblich nicht möglich. Klar, man möchte keine Spuren hinterlassen, wenn man das Schwarzgeld kassiert.
Um 7:30 Uhr starte ich zur bisher unattraktivsten Etappe. Start 640 m, höchste Erhebung 1.160 m und Hermagor liegt auf ca. 600 m. Der teilweise recht steile Aufstieg verläuft im Schatten und hält die Hitze fern. Dafür zieht sich der sehr lange Abstieg bei Temperaturen um die 35 Grad. Viel gibt der Weg nicht her. Lediglich der Bach, der mich lange Strecken begleitet, sorgt für ein bisschen Abwechslung. In Jadersdorf gibt es einen Brunnen, der angenehm erfrischt (Trinkwasser Qualität).
Der Brunnen in Jadersdorf (680m) sorgt bei dieser Hitze für die nötige Abkühlung
Ein paar Minuten entfernt lohnt es sich im „Das kleine Paradies“ einzukehren. Vor einigen Jahren hat hier eine Niederländerin einen neuen Lebensmittelpunkt geschaffen. Kühle Getränke, Kleinigkeiten zum Essen oder ein Eis verleiten zum Sitzenbleiben.
… und jetzt noch die Abkühlung von innen
Kurz vor 15 Uhr erreiche ich meine Unterkunft in Hermagor, den Bärenwirt. Mich erwartet ein Top Zimmer, kein Vergleich zu der Bude gestern.
Der kleine Bär
Leider ist das hervorragend bewertete Bärenwirt Restaurant am Abend schon ausgebucht. Da werde ich mich nach einer Alternative umsehen müssen. Nach zwei Wochen alpenländischer Kost sticht mir ein gut bewertetes, asiatisches Restaurant ins Auge. Leider hat der Asiate am Montag Ruhetag.
Hermagor ist im Vergleich zu Greifenburg wesentlich schöner. Ein schönes, sauberes Zentrum mit vielen kleinen Läden. Da meine Rucksack Regenhülle nicht mehr dicht ist, bin ich auf der Suche nach einer neuen. Leider führt das Sportgeschäft nur Regenhüllen bis 40 Liter, mein Rucksack hat 50 Liter. Der freundliche Verkäufer bietet mir an mit dem Rucksack vorbeizukommen und die 40 Liter Regenhülle zu probieren. Das Angebot nehme ich gerne an und hole meinen Rucksack. Die Hülle sitzt sehr knapp, ich nehme sie trotzdem und entsorge die undichte Hülle.
Tag 16, Etappe 16
Der Bärenwirt in Hermagor: die bisher beste Unterkunft auf dem Weg. Leider gibt es erst um 8 Uhr Frühstück. Viel zu spät für den langen Weg und die hochsommerlichen Temperaturen. Ich bestelle das Frühstück ab und finde eine Bäckerei, die bereits um 5:30 Uhr öffnet. Damit startet die Etappe um kurz nach 6 Uhr. Die lange Etappe geht, nachdem man Hermagor verlassen hat, fast eine Stunde an der Gail entlang. Die Mücken und Bremsen sind heute sehr aktiv und stechen mich mehrfach. Anschließend geht es sehr lange über einen unattraktiven Forstweg den Berg hoch zur Dellacher Alm, einer Ansammlung von Hütten. Manche davon kann man mieten. Es gibt auch einen kleinen Gasthof. Dazu müsste ich aber ca. 300 Meter absteigen.
Dellacher Alm 1.362m
Weiter geht es bergauf, jetzt auf einer asphaltierten Straße. Den Abzweig zum Karnischen Höhenweg, den ich eigentlich gehen müsste, ignoriere ich. Ich habe einfach keine Lust auf zugewucherte Pfade. Leider führen die Forstwege weiter außen herum, als ich gedacht habe und bescheren mir letztendlich einen Umweg von mehr als einer Stunde. Ich habe ja Zeit ...
Die einzige Wasserstelle am Weg
Eigentlich will ich auf der italienischen Hütte (Rifugio Nordio-Defaar) übernachten, aber die ist ausgebucht. Im Alpen Gasthaus Starhand bekomme ich eine Zusage. Die Überraschung am Ziel: ich bin der einzige Gast! Unter einem Alpen Gasthaus hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Eine Toilette und ein Waschbecken für alle Gäste. Natürlich gibt es nur kaltes Wasser. Ein Vierbettzimmer für mich alleine hat auch Vorteile. Das Halbpension Menü passt: Frittatensuppe, Pariser Schnitzel mit Kartoffeln und grünem Salat, als Nachspeise Palatschinken. Kurz nach dem frühen Abendessen entlädt sich ein Gewitter.
Delinza Alm, ganz rechts sieht man das Dach eines großen Hauses, links davon, etwas unterhalb befindet sich das Alpen Gasthaus Starhand
Das Tagesziel: Alpengasthaus Starhand 1.460m
Die über 100 Jahre alte, private Alm hat schon vor 20 Jahren Photovoltaik installiert und betreibt damit die Beleuchtung und die Brotschneidemaschine. Gekocht wird auf einem alten Gasherd.
Mein Viererzimmer, aber ich bin alleine in der Hütte. Zugang zu den Schlafräumen nur von außen möglich
Waschraum und Toilette - wenn die Hütte voll ist, sind Staus vorprogrammiert
Tag 17, Etappe 17 und 18
Alpengasthaus Starhand am frühen Morgen
Auch heute habe ich wieder kurz nach 5 Uhr ausgeschlafen und ich sitze um 6 Uhr mit gepacktem Rucksack im Zimmer. Das nächste Gewitter rückt an. Nach zähen Verhandlungen mit der Wirtin haben wir uns auf 6:30 Uhr für das Frühstück geeinigt. Echt lecker, Salami, Schinken und ein großes Stück Käse. Dazu Kaffee aus dem typisch italienischen Kaffeekocher (die Grenze zu Italien ist nur 100 Meter entfernt).
Nach nicht einmal einer Stunde erreiche ich die Feistritzer Alm. Ebenfalls eine Übernachtungsmöglichkeit.
Feistritzer Alm 1.718m
10 Minuten später stehe ich vor einer Kapelle.
Heute ist der Weg traumhaft zu gehen und endlich sind wieder richtige Felsen zu sehen.
Der Abstieg nach Tarvisio ist steil, mit viel Wurzeln durchsetzt, aber herrlich zu gehen. Es ist noch nicht einmal 12 Uhr und ich habe mein Etappenziel erreicht. Das kann es doch nicht sein? Ich entscheide mich trotz Gewitterwarnung die nächste Etappe dranzuhängen. Die ersten 1,5 Stunden geht man auf dem asphaltierten Fahrradweg. Für Radfahrer ein Traum, für Wanderer ein Albtraum. Um 13:37 Uhr erwischt mich das Gewitter. 40 Minuten Zwangspause - 10 Minuten vor einer schützenden Unterkunft entfernt.
Der Weißenfelser See auf 924m kurz nach dem Gewitter
Der Wanderweg zum Refugio Zacchi ist herrlich zu gehen und kurz nach 16 Uhr spüren die ersten beiden Radler den Schlag nicht. 2 Etappen an einem Tag mit in Summe angegebenen 10 Stunden in weniger als 8 Stunden gemeistert - ich bin stolz auf mich und fühle mich top fit, vor allem nach der heißen Dusche. So kann es weitergehen. Morgen geht es nach Slowenien. Eine schwere Etappe steht an. Hoffentlich passt das Wetter.
An der Hütte selbst gibt es nur ein sehr schwaches Mobilfunksignal. Alternativ kann ich den WLAN Zugang nutzen.
Hängt es an den Gewittern, dass hier so wenig los ist? Nur drei Übernachtungsgäste sind heute in der Hütte.
Rifugio Zacchi 1.380m (privat)
Der Blick von der Hütte. Jetzt bräuchte ich die Kletterausrüstung und einen Kletterpartner
Tag 18, Etappe 19
Woran merkt man, dass man in Italien ist? Klar, an der Sprache, aber ich meine etwas anderes: das Frühstück. In Folie eingepackter Zwieback, eingepackte Butter und Marmelade in Plastikdöschen. Kein Brot, keine Brötchen, keine Salami, kein Schinken, kein Käse, keine selbstgemachten Marmeladen, kein Müsli, kein Obst, dafür hervorragenden Cappuccino.
Heute Morgen kurz vor 6 Uhr
Nach gut einer Stunde stehe ich am Sattel La Porticina und überschreite die Grenze nach Slowenien. Der Abstieg ist so grausam wie im Führer beschrieben. Keine Markierungen, oft keine Wegspuren und regelmäßig muss ich den GPX Track bemühen: wo geht es lang? Kleine Verhauer sind vorprogrammiert. Ganz schlimm der Abstieg zur Tamarjuhütte. Der Weg ist mit Latschenkiefern so zugewuchert, dass kaum ein Durchkommen ohne Kratzer möglich ist.
Willkommen in Slowenien. Im Hintergrund die Scharte La Porticina (Grenze Italien/Slowenien)
Einkehr in der Dom v Tamarju. Hier kostet das Radler nur 3,50 Euro
Der Weiterweg ab der Hütte ist dafür ein Genuss. Die Landschaft ist traumhaft schön. Heller Kalkfelsen, dazu viel Grün, ein blauer Himmel und weiße Wolken. Und genau diese Landschaft wird mich die nächsten Tage begleiten.
Der Jalovec - für viele der schönste Berg in den Julischen Alpen
Heute ist der erste Tag, an dem ich nicht am Vortag einen Schlafplatz reserviert habe. Stellt aber zum Glück kein Problem dar. Inzwischen bin ich frisch geduscht und habe den Flüssigkeitsverlust ausgeglichen. Ich bin schon auf das slowenische Essen gespannt!
Hier übernachte ich heute: Poštarski dom na Vršiču, auf 1.688 Metern gelegen. Ein wirklich herrliches Plätzchen
Wenn ich an meinem Liegestuhl an der Hütte die Augen aufmache, habe ich diesen Ausblick
Tag 19, Etappe V20 und V21.2
10 Minuten nach dem Gewitter am frühen Morgen, aber die nächsten sollen folgen - leider, denn die schönste Etappe muss ich auslassen. Das Risiko ist zu groß
Der Wetterbericht meldet Regen und Gewitter. Bei diesen Bedingungen ist die Hauptroute zu gefährlich. Der Regen würde mich nicht stören, aber die Gewitter. Also Alternativen abwägen. Ruhetag auf der Hütte? Talübernachtung in Trenta? Angeblich soll es ein Problem sein, überhaupt ein Bett in Trenta zu ergattern. Ich steige erst einmal in knapp drei Stunden nach Trenta ab. Es gibt einen kleinen Supermarkt. Also zwei Energy Drinks kaufen und den Durst löschen.
Der Supermarkt in Trenta
Bisher Sonne/Wolken Mix, kein Regen. Wetterradar prüfen. Sieht gut aus. Entscheidung: Aufstieg zur Zasavska koča Hütte. Nach über 1.000 Metern Abstieg jetzt noch einmal 1.500 Höhenmeter aufsteigen. Ich bin top fit und es ist noch früh am Tag. Nach gut zwei Stunden erwischt mich dann doch ein Gewitter. An einer einigermaßen geschützten Stelle pausiere ich 50 Minuten, gehe dann aber im Regen weiter. Die Schuhe sind undicht und die Füße werden nass und kalt. Tropfnass an der Hütte angekommen kommt die Sonne raus und nach einer Stunde ist es fast wolkenlos. So schnell kann sich das Wetter in den Bergen ändern.
Im Gewitter aufgestiegen zur Zasavska koča Hütte 2.017m und dann dieses Wetter
Was für eine Aussicht auf 2.000 Metern
Durch den Verzicht auf die Hauptroute komme ich jetzt leider nicht zum Triglav. Der Vorteil: am Wochenende sind die Hütten am Triglav meistens überfüllt und da ich nicht reserviert habe, wäre es eh schwer gewesen einen Platz zu bekommen. Da ich heute zwei Etappen gegangen bin, komme ich einen weiteren Tag früher in Triest an.
Tag 20, Etappe 22
Nach der gestrigen Doppel-Etappe, steht heute eine vergleichsweise kurze Etappe an. Das ist auch gut so, denn am Nachmittag soll es regnen. Ab 6 Uhr gibt es Frühstück und die meisten Übernachtungsgäste warten schon darauf, dass es losgeht. Gewöhnungsbedürftig: auf einer Karte sind alle Frühstücksbestandteile einzeln mit Preisen aufgeführt. Diese muss man einzeln auswählen, bestellen, bezahlen und bekommt das Frühstück an den Tisch gebracht. Um 6:30 Uhr starte ich zum Abstieg bei kühlen, aber traumhaften Bedingungen.
Das schöne Wetter täuscht. Heute Nachmittag wird es wieder Regen geben, aber dann bin ich schon auf der nächsten Hütte
Das Toilettenhäuschen (Plumpsklo) unterhalb der Hütte, rechts dahinter der Jalovec
Blick zurück zur Hütte Zasavska koča na Prehodavcih
Die Berge spiegeln sich im See
An der Triglavskih Hütte trinke ich noch einen Kaffee, bevor ich den Abstieg fortsetze.
Koca pri Triglavskih Hütte 1.685m
An der einzigen Wasserstelle auf dem Weg hole ich die Morgenwäsche nach (auf der Hütte gab es keinen Waschraum). Nach 4,5 Stunden erreiche ich das Tagesziel: Dom na Komni - die letzte Übernachtung in den Bergen. Morgen noch der Aufstieg auf einen Pass und dann über 1.600 Höhenmeter Abstieg nach Tolmin.
Dom na Komni 1.520m
Auf der Hütte habe ich mich heute erstmalig mit der Rückfahrt beschäftigt. Mit der Bahn ist man mindestens 12 Stunden unterwegs bei Preisen ab 200 Euro. Das wird noch spannend!
Empfehlung der Hütte: Eintopf mit Kalbfleisch/Hühnerfleisch und Buchweizen / Handsterz mit Grammeln
Tag 21, Etappe 23
Morgens um 5:30 Uhr an der Dom na Komni
Der Wetterbericht für heute ist top. Um 5:59 Uhr geht die Sonne auf und beschert mir einen herrlichen Ausblick. Auch hier gibt es erst um 7 Uhr Frühstück. Ich brauche nicht lange und bin um 7:15 Uhr startklar. Leider hält sich das Wetter nicht an die Prognose und es ziehen immer mehr Wolken auf. Vorteil: beim Aufstieg zum Globoko-Pass auf 1.820 Meter komme ich nicht ins Schwitzen. Nachteil: die bei guten Bedingungen tolle Aussicht auf den Triglav auf der einen Seite und das Mittelmeer auf der anderen Seite verbleiben mir verwehrt.
Die letzte Hürde in den Alpen, dann geht es nach Tolmin auf 200 Metern über dem Meer. Der Globoko-Pass ist von hier aus nicht zu sehen
Am Globoko-Pass 1.820 Meter. Leider ohne Sicht. Jetzt noch 1.600 Höhenmeter absteigen
Ich steige ab zur Koča na planini Razor auf 1.315 Meter.
Pause an der Koča na planini Razor auf 1.315m. Die Einheimischen feiern ein Fest mit Gesang und Musik. Das Theaterstück scheint lustig zu sein, aber ich verstehe kein Wort und gehe weiter.
Dieses Schild ist mir bisher nicht aufgefallen. Wahrscheinlich bin ich blind durch die Gegend gelaufen
Eine "wilde Frau" wacht über der Tolmin Schlucht: Duga Baba
Die 1.600 Höhenmeter laufen sich besser als gedacht, allerdings freuen sich die Füße nicht über die Asphaltstraßen und die letzte halbe Stunde ist es brütend heiß. In Tolmin angekommen setze ich mich erst einmal auf die Terrasse einer Pizzeria und lösche meinen Durst. Für heute habe ich noch keinen Übernachtungsplatz, allerdings gibt es in Tolmin eine Touristen Info. Ich bezahle und wechsle auf die andere Straßenseite. Die sehr freundliche Dame hat auch gleich eine Idee und ruft dort an. Ein Zimmer für 30 Euro ist frei (ohne Frühstück), allerdings kann ich erst um 19 Uhr kommen. Alternativ bietet sich nur ein Hotel für 160 Euro an. Ich sage zu. Dann gehe ich halt erst Essen und wechsle wieder die Straßenseite zur Pizzeria. Als Vorspeise genehmige ich mir einen griechischen Salat und anschließend eine Portion Spaghetti. Dazu genieße ich ein sehr schmackhaftes, lokal gebrautes Fassbier.
Um 18:30 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Unterkunft und werde bereits erwartet. Der Grund, warum ich erst um 19 Uhr kommen kann, ist schnell erklärt. Die Vermieterin war selbst als Helferin auf dem Fest an der Koča na planini Razor. Sie ist sehr freundlich, nur das Gespräch gestaltet sich etwas schwierig, da sie nur slowenisch spricht. Dank Google Übersetzer konnten wir uns dann doch über einige Themen austauschen.
Überrascht werde ich noch mit einem Bier und einem selbstgemachten Apfelstrudel. Das nenne ich Gastfreundschaft.
Die Alpen sind überquert! Jetzt noch 5 Tage bis Triest. Ich bin gespannt, ob diese Strecke genau so langweilig sein wird die letzten Tage bei der Alpenüberquerung München-Venedig. Morgen endet die Etappe in Tribil Superiore. Hier wird im Führer die Unterkunft B&B Alla Rosa dei Venti empfohlen. Die herzliche Wirtin kocht angeblich sehr gut und spricht sogar etwas deutsch, da sie eine Zeit lang in Aachen gearbeitet hat. Ich rufe an. Elisabetta klingt sehr niedergeschlagen und teilt mir mit, dass die Unterkunft und das Restaurant aus familiären Gründen geschlossen bleiben. Tribil Superiore besteht nur aus ein paar Häusern und viele Alternativen scheint es nicht zu geben. Ich entscheide mich spontan für eine weitere Doppeletappe und buche über das Internet einen Schlafplatz in Castelmonte.
Tag 22, Etappe 24 und 25
Wieder einmal zwei Etappen an einem Tag - und der Führer gibt in Summe 11 Stunden Gehzeit an. Damit ist das Frühstück gestrichen. Der Wecker klingelt um 5 Uhr und um 5:23 Uhr starte ich. Um 5:30 Uhr bin ich am eigentlichen Ausgangspunkt. Viel Asphalt, zu viel Asphalt. Am Fußballen merke ich schon, dass sich Blasen bilden. Das wird spannend! Warum der Autor des Buches unbedingt einen eigenen Weg herausgesucht hat, der im zweiten Teil viel hässlichen Asphalt bereithält, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Alpe-Adria-Trail, der am Ende vom Asphalt dazu stößt, hätte diesen vermieden.
Nachdem ich um 5:23 Uhr ohne Frühstück gestartet bin, mache ich am Rastplatz eine kurze Pause und esse den Müsliriegel, der zum Frühstück im Fraganser Schutzhaus gehört hat
Nach 900 Höhenmetern Aufstieg stehe ich an der Grenze Slowenien/Italien.
Nach 900 Höhenmetern Aufstieg stehe ich bereits um 9 Uhr auf dem Klabuk 1.114 Meter und überschreite die Grenze von Slowenien nach Italien
Nach 20 Minuten Abstieg erreiche ich das Rifugio Solarie auf. Endlich einen Cappuccino trinken, denn Frühstück gab es ja heute nicht. Und das können die Italiener in Perfektion.
Rifugio Solarie 956m
Tribil Superiore ist wie ausgestorben. Die „Alla Rosa dei Venti“ - das eigentliche Etappenziel - ist wegen Krankheit geschlossen. Daher auch die Entscheidung für zwei Etappen.
Die zweite Etappe ist hervorragend markiert und auch der Weg - ein ständiges Auf und Ab - ist meistens sehr gut. Da der Weg großteils im Wald verläuft, ist er auch bei Sonne gut zu gehen.
Kirche San Giovanni
Kirche San Nicolò
Ziel ist Castelmonte und hier die Unterkunft Albergo Casa del Pellegrino, die ich nach 10 Stunden reiner Gehzeit erreiche. Heute bin ich kaputt und hoffe, die Dusche bringt die Lebensgeister zurück.
Wer würde erwarten, dass die Bar um 18 Uhr (!!!) schließt?
Dusche ohne Abtrennung - da wird alles nass
Bei der Ankunft werde ich gefragt, ob ich Abendessen möchte. Na klar will ich, ich habe ja noch nichts gegessen. Ich muss Vorspeise und Hauptspeise auswählen, das ist durchaus normal. Dass ich dann aber beide Gerichte in die Hand gedrückt bekomme, damit ich diese in der Mikrowelle erwärme, hatte ich auch noch nie. Immerhin für 20 Euro sind noch ein Viertel Rotwein, Wasser und Brötchen dabei. Frühstück gibt es erst ab 9 Uhr, aber im Gastraum stehen eine Kaffeemaschine, Zwieback und diverse Aufstriche kostenlos zur Verfügung.
Castelmonte zählt zu den ältesten und bedeutendsten Wallfahrtsorten in Oberitalien. Besucher kommen hauptsächlich tagsüber. Das erklärt, warum die Bar nur von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet hat. Nach der Körperpflege begebe ich mich in den Gastraum. Es sind noch zwei Tische belegt (zwei Frauen und ein Ehepaar mit ihrer Tochter). Ich erwärme mein Mikrowellenessen und trinke dazu mein Viertel Roten. Wasser steht gekühlt im Kühlschrank zur Verfügung. Nach dem Essen will ich mir das Marienheiligtum in der Kirche ansehen. Allerdings ist diese abgeschlossen. Ich verziehe mich aufs Zimmer. Die Batterien in der Fernbedienung sind ausgelaufen und damit ist die Fernbedienung nutzlos. Zumindest die Taster im TV-Gerät funktionieren. Da es nur italienische Sender gibt, schalte ich wieder aus.
Tag 23, Etappe 26
Nach der gestrigen Doppel-Etappe habe ich mir für heute keinen Wecker gestellt. Für die 8 Stunden Etappe habe ich den ganzen Tag Zeit. Das Wetter ist derzeit nicht sehr stabil. Gestern entlud sich am Spätnachmittag noch ein Gewitter und auch für heute sagt der Wetterbericht Regen und Gewitter voraus. Das spartanische Frühstück mit Zwieback, Nutella und Kaffee ist kostenlos - immerhin. Kurz vor 7 Uhr bin ich abmarschbereit. Ein Blick auf das Wetterradar kündigt ein schweres Gewitter an. Also abwarten. Vom Zimmer aus beobachte ich das kommende Unheil. So ein extremes Gewitter habe ich bisher noch nicht erlebt. Der Strom fällt aus. Kein Problem, bei mir hat die Kaffeemaschine noch funktioniert. Kurz nach 8 Uhr ist der heftige Spuk vorbei. Es kann losgehen, auch wenn das nächste Gewitter im Wetterradar schon zu sehen ist. Nach nicht einmal zwei Stunden rückt das Gewitter an. Abwarten. Schutz suchen. 45 Minuten Zwangspause. Das dritte Gewitter erwischt mich kurz vor 12 Uhr unterwegs. Ich suche Schutz unter einer Baumgruppe und lasse das Gewitter über mich ergehen. 15 Minuten nach dem Unwetter kommt die Sonne heraus und mit der Zeit habe ich strahlend blauen Himmel.
Die letzten 6 Kilometer zum Etappenziel auf Asphalt machen keinen Spaß. Jetzt kommen die Impulse nur noch vom Gehirn: ein Schritt nach dem nächsten. Letztendlich brauche ich für die im Führer veranschlagten 8 Stunden nur 6. Für die widrigen Bedingungen keine schlechte Zeit.
Spartanisches Frühstück - Zwieback mit Nutella und Kaffee aus der Kapselmaschine - dafür ist es kostenlos
Der Blick aus meinem Zimmer in Castelmonte - das Gewitter kommt. Bei guter Sicht soll das Mittelmeer zu sehen sein
Diese Gewitterfront, die sich aus Westen auf mich zubewegt, warte ich besser einmal ab. Sind ja heute nur 28 km
Kurz nach dem sehr heftigen Gewitter. Jetzt kann es losgehen
In der Weingegend angekommen
Hier warte ich das nächste Gewitter ab
15 Minuten nach einem weiteren, sehr heftigen Gewitter
Nach den starken Gewittern waren viele Wege mit Blättern übersät, häufig auch mit Ästen
Nach drei intensiven Gewittern am Vormittag hätte ich mit diesem Wetter nicht mehr gerechnet. "The Castle", Restaurant, 30 Minuten vor Cormons
Kurz vor 16 Uhr im Zentrum von Cormòns angekommen
Damit kann ich leben :-)
Meine Unterkunft in Cormòns - über das Touristenbüro gebucht. Nach der Ankunft einfach ins Touristenbüro marschiert und nach einer geeigneten Unterkunft gefragt. Ich verstehe immer noch nicht, warum einige Salzburg-Triest Wanderer die komplette Tour im Voraus buchen. Jegliche Flexibilität geht damit verloren.
Bar Restaurante Pizzeria alla Pergola
Mein Zimmer kann ich kurz nach 16 Uhr beziehen, allerdings öffnet das Restaurant erst später. Auf der Suche nach einer Alternative lande ich in der Osteria Caramella und lasse mir das Abendessen und die guten, lokalen Weißweine munden.
Vorspeise TOP, auch wenn sie nicht für Vegetarier geeignet ist. Und die lokalen Weißweine sind absolut empfehlenswert
Ich bin mir nicht sicher was ich da genau gegessen habe, aber die Bedienung meinte, es wäre eine lokale Spezialität. Gebackener Käse mit Polenta
Tag 24, Etappe 27
Heute steht eine lange Strecke nach Duino an, knapp 33 Kilometer. Ein paar Höhenmeter im Auf- und Abstieg kommen auch noch dazu. Und eine Unterkunft heute Abend wäre auch nicht schlecht. Groß scheint die Auswahl in Duino nicht zu sein. Booking.com zeigt einen Treffer für 180 Euro. Autsch! Ich zoome in Google Maps rein und stoße auf ein B&B Zimmer. Sieht ganz gut aus. Eine Anfrage kann nicht schaden und die wird um 7 Uhr schon positiv beantwortet. Ich sage zu.
Das Frühstück ist für italienische Verhältnisse gut: dünn aufgeschnittener, sehr schmackhafter Schinken, würziger Käse, frisches Weißbrot, Croissants, Cappuccino, usw. Kurz nach 7 Uhr gehe ich los. Gestern habe ich präventiv beidseitig die Fußsohlen mit Blasenpflastern versehen. Die Asphaltabschnitte fordern ihren Tribut. Die ersten Meter sind immer schmerzhaft, dann geht es. Aber über 32 Kilometer? Die beiden letzten Etappen beiße ich jetzt noch die Zähne zusammen.
Auf dem Weg nach Duino
Kommt das Virus doch aus Italien?
Ansonsten gibt der Weg heute nicht viel her. Asphaltstrecken wechseln sich mit teilweise schönen Wegen ab. Allerdings habe ich zu wenig Wasser bei diesen Temperaturen dabei. Kein Problem. Kaufe ich in Gradisca d'Isonzo. Da soll es einen Supermarkt geben. Der liegt aber nicht am Weg, sondern irgendwo. Also weiter. In Doberdò del Lago hat eine Bar geöffnet und ich trinke einen Liter Wasser.
So wird der Doberdò See in den Karten gezeigt. Vielleicht ist ja ein erfrischendes Bad möglich?
… und in der Realität sieht der See so aus. Große Grünfläche mit ein paar Pfützen. Die Erklärung: in dem Karstgelände versickert der Großteil des Wassers. Nur bei sehr viel Niederschlag bildet sich ein See
Kurz vor 15 Uhr komme ich an meiner Unterkunft an (B&B Stella Maris) und werde vom Eigentümer Michele sehr herzlich begrüßt. Ich bin heute der einzige Gast und habe das gemeinschaftliche Badezimmer für mich alleine. Frisch geduscht schreibe ich meinen täglichen Blog Eintrag, als sich gerade ein Gewitter entlädt. Ein Blitzeinschlag in unmittelbarer Nähe sorgt für Stromausfall! Hoffentlich reißt es bald wieder auf. Ich habe Hunger und am Meer war ich auch noch nicht.
Bed & Breakfast Stella Maris
Fast täglich habe ich Wäsche gewaschen und meine Wäscheleine gespannt
Zumindest ein Bild von der Adria in Duino muss sein
Ich bin schon davon ausgegangen, dass ich heute kein Abendessen bekomme. Beide Restaurants in der Nähe meiner Unterkunft haben Ruhetag. Am Hafen habe ich zum Bier zumindest ein paar Chips bekommen. Soll das alles gewesen sein? Trotz der müden Füße nehme ich noch einmal einen zwanzigminütigen Fußmarsch zum "Il Rilketto" auf mich. Nach dem Gewitter hat es kräftig abgekühlt und ich bevorzuge einen Platz im Innenraum. Ich bin der einzige Gast. Die Küche öffnet erst um 19 Uhr. Südländer essen eher spät ...
Was für eine schmackhafte Vorspeise
Nach dem Fleisch lastigen Essen buche ich die letzten beiden Nächte in Triest. Vor zwei Tagen habe ich mich gegen die Bahn entschieden (zu teuer, mehrmals umsteigen, sehr lange Reisezeit) und bei der Lufthansa einen Direktflug von Triest nach Frankfurt gebucht (der von Air Dolomiti bedient wird). Auch die Abholung am Flughafen ist organisiert. Morgen sind es nur noch 25 Kilometer zum finalen Ziel!
Tag 25, Etappe 28 (27.7.2023)
Gestern saß ich frisch geduscht im Zimmer, als sich das Gewitter über Duino entlud. Ein Blitz, ein Schlag - es muss unmittelbar neben der Unterkunft eingeschlagen haben. Ergebnis: Stromausfall, Internet weg. Strom kam irgendwann in der Nacht zurück, Internet überhaupt nicht mehr.
Michele hat ein tolles Frühstück gezaubert, auch wenn viele Teile in Folie eingepackt sind.
Um 7:15 Uhr starte ich zur letzten Etappe. Der Weg oben an den Klippen entlang ist landschaftlich ein Traum. Der Blick auf die Adria zu diesen frühen Morgenstunden ist gigantisch.
Die letzte Etappe beginnt. Kurz nachdem ich Duino verlasse der Blick zum Schloss
Auf der Klippe über der Adria
Wenn nach einer Stunde Gehzeit ein Schild Triest 10 km kommt, die Gesamtlänge aber mit 25 km angegeben ist: was sich der Autor für den Weiterweg wohl hat einfallen lassen? Zu Hause angekommen habe ich mit Google Maps geprüft: vom Schild bis Triest Zentrum sind es 18,0 km - und nicht wie angegeben 10!
Nach Sistiana steige ich auf einem kaum sichtbaren Pfad (kein offizieller Weg) die Klippen zum Strand ab. Am Strand gehe ich solange entlang bis mich die Sonne erreicht und nehme ein Bad in der Adria. Wie warm das Wasser ist! Kein Vergleich mit den Bergseen in den Alpen.
In dieser Bucht war ich heute Morgen ganz alleine zum Schwimmen
Ich folge Pfadspuren die Klippen hoch. Es ist steil und mit Felsen durchwachsen. Das kann doch nicht der Weg sein. In der Überlegung wie es weitergeht bricht mir ein Griff aus und ich lande zwei bis drei Meter tiefer. Autsch. Irgendetwas stimmt nicht. Gebrochen scheint nichts zu sein, aber die Schmerzen im linken Fuß sind da. Ich finde den richtigen Weg und bin wieder oben an der Klippe. Normalerweise würde ich jetzt abbrechen, aber es ist die letzte Etappe. Mit Schmerzen laufe ich langsam weiter, aber die Schmerzen nehmen zu. Ich werfe zwei Ibuprofen ein, die nach ca. einer Stunde wirken. Ich will Triest unbedingt zu Fuß erreichen. Der Fuß schwillt im Bergschuh an, aber Aufgeben ist keine Option. Nach einer weiteren Stunde habe ich das Gefühl, die Schwellung geht zurück. Dank Schmerztabletten komme ich Kilometer für Kilometer voran. Richtig hart wird der Abstieg über Kopfsteinpflaster (bis 22% Gefälle). Nur der eiserne Wille bringt mich zum Ende meiner Alpenüberquerung.
Angeblich erkennt man die Salzburg-Triest Wanderer am roten Bändchen, das am Rucksack hängt. Rot ist die gemeinsame Farbe der Flaggen Deutschland, Österreich, Slowenien und Italien. Aus Gewichtsgründen hatte ich kein rotes Bändchen dabei, konnte also am Ortsschild auch kein Schleifchen anbringen
Piazza dell'Unità d'Italia in Triest. Hier endet offiziell die Alpenüberquerung Salzburg-Triest
Ankunftsbier - ein paar Meter von der Piazza entfernt. Okay, Becks hätte es nicht gerade sein müssen
Tag 26 Triest
Der linke Fuß ist stark geschwollen. Triest zu erkunden ist leider nicht möglich. Morgen ist der Rückflug und mit der Bahn will ich von Triest zum Flughafen fahren. Ich übernachte im empfehlenswerten B&B Hotel Trieste, das nur 100 Meter vom Bahnhof entfernt ist. Mit meinen Bergstöcken schleppe ich mich zum Bahnhof und kaufe die Fahrkarte an den Flughafen (nur 3,50 Euro). Zwischen Bahnhof und Hotel liegt ein kleiner Park (Giardino di Piazza della Liberta). Auf einer Parkbank genieße ich die Sonne und die warmen Temperaturen. Zurück im Hotel kaufe ich mir eine Tüte Chips und zwei kalte Bier: Mittagessen und Abendessen.
Gegen Abend humple ich zu der hoch bewerteten Eisdiele Gelateria Zampolli, die über 50 Eissorten anbieten und bis nachts um 00:30 Uhr geöffnet hat. Zum Glück sind es nur 200 Meter.
Bei mir muss es natürlich Pistazien Eis sein, links Gelateria Zampolli Triest, rechts Caffè Massimiliano Cormons
Tag 27 Rückreise
Heute steht nur noch die Rückreise an. Mit der Bahn fahre ich an den Flughafen und warte auf meinen Rückflug und warte, und warte, und warte ... Letztendlich kommt das Flugzeug mit 3,5 Stunden Verspätung in Frankfurt an. Geli und Oskar stehen schon in der Ankunftshalle mit einem Fläschchen Sekt bereit.
Zu Hause angekommen überrascht mich meine Frau mit einer meiner Lieblingsspeisen: Bratwürste. Eine Flasche Champagner muss daran glauben, um auf die erfolgreiche Alpenüberquerung anzustoßen.
Erkenntnisse
- Die 28 Etappen habe ich ohne Ruhetag in 25 Tagen zurückgelegt. Über 500 Kilometer und irgendetwas zwischen 25.000 und 26.000 Höhenmetern.
- Sehr ärgerlich die Verletzung am letzten Tag. Trotzdem habe ich mich mit Schmerzen bis Triest durchgekämpft und damit jeden Meter zu Fuß zurückgelegt.
- Es war erstaunlich wenig los auf den 28 Etappen. Stundenlang habe ich keine Menschenseele gesehen. Keine Hütte war voll belegt. Einmal war ich der einzige Gast (Starhand).
- Im Vergleich zu München-Venedig sind die Etappen nach den Bergen wesentlich angenehmer zu gehen.
- Es gibt auch unattraktive Etappen bzw. Abschnitte - vor allem die Asphaltstrecken.
- Das Wetter hat gepasst. Lediglich an drei Tagen bin ich in Gewitter geraten, ansonsten war ich schon in der Hütte/Unterkunft.
- Leider hat die Schlechtwettervorhersage verhindert, dass ich den Triglav gesehen habe und die im Buch angegebene Alternativroute nehmen musste
- Die im Führer Salzburg-Triest genannten Preise für Übernachtungen sind vollkommen unrealistisch und müssen erheblich nach oben korrigiert werden.
- Die Auswahl der Wegstrecken ist nicht immer ideal, zumal es Alternativen gibt (Alpe-Adria-Trail).
- Die GPX Dateien sind äußerst hilfreich, da Markierungen und Beschilderung teilweise nicht vorhanden sind.
- München/Venedig oder Salzburg/Triest? Jede Alpenüberquerung hat Vor- und Nachteile. Salzburg/Triest hat zu viele Talübernachtungen, daher tendiere ich zu München/Venedig
- Würde ich eine der beiden Alpenüberquerungen noch einmal gehen? Nein, dafür ist der zeitliche Aufwand zu hoch und es gibt noch so viel zu entdecken in den Bergen
- 2014 hatte ich mir das Limit für den Rucksack (inkl. 1 Liter Wasser) auf 10 kg gesetzt - und auch erreicht. In diesem Jahr konnte ich das Gewicht noch einmal um ca. 1 kg reduzieren
Kosten
Im Vorfeld hatte ich mit ca. 100 Euro am Tag kalkuliert und das hat auch oft gereicht. Die Talübernachtungen waren (teilweise erheblich) höher als im Rother Wanderführer angegeben. Hinzukommen die Reisekosten. Die Zugverbindung nach Salzburg fällt mit 23,90 Euro kaum ins Gewicht, dafür aber der Rückflug mit 320 Euro. In Summe hat mich die Alpenüberquerung knapp 3.000 Euro gekostet, ein Drittel davon habe ich mit Karte bezahlt. Dieser Betrag teilt sich folgendermaßen auf:
Hinweise:
- In Sonstiges sind hauptsächlich Trinkgelder enthalten
- In Übernachtung ist oft auch das Frühstück eingerechnet (wenn nicht extra aufgeführt)
- Wie viel Bargeld man mitführt ist Ermessenssache. Da regelmäßig Talübernachtungen anstehen, kann man auch Geldautomaten bemühen. Hier sollte man sich im Vorfeld über mögliche Kosten für Abhebungen im Ausland informieren.
Kostenvergleich der beiden Alpenüberquerungen
Hinweise:
- 2014: weniger Talübernachtungen, geringere Übernachtungskosten
- 2014: die eine oder andere Runde Schnaps hat die Kosten bei den Getränken nach oben getrieben
- 2023: höhere Reisekosten wegen Rückflug (320 Euro)
Ausrüstung
Meine Ausrüstung optimiere ich seit Jahren auf Gewicht. Gegenüber München/Venedig habe ich ca. 1 kg eingespart. Erreicht habe ich das hauptsächlich durch den Verzicht auf eine Kamera (ca. 700 Gramm mit Ladegerät). Die inzwischen sehr gute Qualität der Smartphone Kameras reicht vollkommen aus (für meine Zwecke).
Anmerkungen:
- Die Fleece Weste hatte ich zusätzlich zu einer Fleece Jacke dabei. Könnte ich einsparen (225g).
- Die Regenhose (300g) habe ich nicht gebraucht. Würde ich trotzdem wieder einpacken. Dieses Jahr hat einfach das Wetter gepasst.
- Ein sehr dünnes, schnell trocknendes Langarmshirt (170g) hatte ich nie an, würde es aber wieder einpacken.
- Die Apple AirPods fallen kaum ins Gewicht, habe diese aber nie benutzt. Bleiben zukünftig zu Hause.
- Eine kleine Powerbank mit 5.000 mAh hat gute Dienste geleistet. Die 122g kann ich verkraften.
- Den Rother Wanderführer mit 200g könnte man einsparen, da es diesen auch als App gibt. Allerdings habe ich mir darin auch die ein oder andere Notiz gemacht.
- Kartenmaterial brauche ich nicht. Die Karten im Rother Wanderführer und die GPX Tracks reichen mir aus.
- Immer wieder steigt man ins Tal ab und da ist man den Mücken und Bremsen ausgeliefert. Ein Insektenstichheiler (z.B. Beurer BR 10, heat it, ...) oder eine Salbe zur Linderung (Fenistil) würde ich das nächste Mal einpacken.
- Auch wenn aktuelle Smartphones alle eine Taschenlampen Funktion besitzen, würde ich immer meine Stirnlampe einpacken.
- Einsparpotential: Mini-Stativ mit Smartphone Halterung und Fernbedienung (in Summe ca. 100g). Ich würde es wieder einpacken.
- Die Bauchtasche war ideal. Selbst mit Rucksack hat diese nicht gestört und am Abend hatte ich alle Wertgegenstände dabei.
- Ein Biwaksack sollte eigentlich mitgeführt werden. Ich habe mich dagegen entschieden.
- Auch bei dieser Tour habe ich mitbekommen, dass sich bei anderen Wanderern die Sohle am Schuh gelöst hat. Sekundenkleber (ein paar Gramm) kann Wunder wirken!
Gehzeiten
Etappe | von | nach | Aufstieg | Abstieg | km | Gehzeit | meine |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Salzburg | Zeppezauerhaus | 1350 | 110 | 15 | 5:45 | 5:31 |
2 | Zeppezauerhaus | Berchtesgaden | 510 | 1600 | 17 | 7:00 | 6:21 |
3 | Berchtesgaden | Carl-von-Stahl-Haus | 1300 | 140 | 16 | 6:15 | 4:26 |
4 | Carl-von-Stahl-Haus | Wasseralm | 1000 | 1310 | 1 | 7:00 | 6:06 |
5 | Wasseralm | Ingolstädter Haus | 1300 | 600 | 14 | 7:00 | 6:14 |
6 | Ingolstädter Haus | Maria Alm | 350 | 1670 | 15 | 6:45 | 5:17 |
7 | Maria Alm | Statzerhaus | 1580 | 270 | 15 | 6:30 | 5:22 |
8 | Statzerhaus | Rauris | 430 | 1600 | 22 | 7:00 | 5:57 |
9 | Rauris | Schutzhaus Neubau | 1470 | 240 | 25 | 8:15 | 6:27 |
10 | Schutzhaus Neubau | Fraganter Schutzhaus | 1100 | 1470 | 18 | 8:15 | 6:20 |
V11 | Fraganter Schutzhaus | Rangersdorf | 400 | 1340 | 27 | 6:40 | 5:52 |
12 | Rangersdorf | Hugo-Gerbers-Hütte | 1750 | 270 | 19 | 6:00 | 5:44 |
13 | Hugo-Gerbers-Hütte | Feldnerhütte | 560 | 720 | 10 | 5:45 | 4:19 |
14 | Feldnerhütte | Greifenburg | 460 | 2000 | 16 | 7:00 | 6:14 |
15 | Greifenburg | Hermagor | 650 | 690 | 26 | 7:00 | 5:56 |
16 | Hermagor | Dolinza-Alm | 1530 | 670 | 23 | 7:45 | 8:01 |
17 | Dolinza-Alm | Tarvisio | 430 | 1120 | 14 | 4:30 | 3:56 |
18 | Tarvisio | Rifugio Zacchi | 850 | 220 | 16 | 5:30 | 3:30 |
19 | Rifugio Zacchi | Postarski dom na Vrsicu | 1350 | 1040 | 12 | 7:30 | 6:16 |
V20 | Postarski dom na Vrsicu | Trenta | 100 | 1170 | 10 | 3:30 | 2:50 |
V21.2 | Trenta | Prehodavcih | 1380 | 0 | 11 | 4:50 | 3:48 |
22 | Prehodavcih | Dom na Komni | 150 | 480 | 13 | 3:40 | 4:25 |
23 | Dom na Komni | Tolmin | 650 | 1970 | 21 | 8:00 | 6:36 |
24 | Tolmin | Tribil Superiore | 1270 | 830 | 20 | 6:45 | 5:47 |
25 | Tribil Superiore | Castelmonte | 500 | 530 | 13 | 4:15 | 3:52 |
26 | Castelmonte | Cormons | 500 | 1060 | 28 | 8:00 | 5:58 |
27 | Cormons | Duino | 440 | 500 | 33 | 8:30 | 7:11 |
28 | Duino | Triest | 600 | 600 | 25 | 7:15 | 7:31 |