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Lechtaler Wanderung August 2015

Vor vier Wochen war ich mit Arbeitskollegen in den Lechtaler Alpen unterwegs. Warum zieht es mich schon wieder in diese Gebirgsgruppe? Dafür gibt es zwei Gründe:
Möchte man nur den Augsburger Höhenweg begehen, bietet sich als Start der Talort Schnann im Stanzer Tal an. Da ich zuerst auf die Simmshütte möchte, ist die Anreise in das Lechtal die bessere Alternative. Parken kann man entweder in Bach (hier endet die Tour) oder in Stockach. Ich entscheide mich für Stockach. Rechts der Straße befindet sich ein Parkplatz, ausgeschildert als Ausgangspunkt für eine Wanderung zur Sulzlalm. Nachdem ich die letzte Nacht im Biwak in den Tannheimer Bergen verbracht habe, heißt es erst einmal Rucksack umpacken. Hat es im August am Augsburger Höhenweg noch Schnee? Könnte sein, also packe ich sicherheitshalber die Grödeln ein (ich habe sie nicht gebraucht). Kurz vor 11 Uhr starte ich den mit 3,5 Stunden angegebenen Weg durch das Sulzltal zur Frederik-Simms-Hütte. Man folgt der geschotterten Straße, die bis zur Sulzlalm führt. Es empfiehlt sich allerdings nach wenigen Minuten den nicht beschilderten Pfad durch den Wald zu nehmen. Der Weg führt durch mehrere in den Fels gesprengte Tunnel. Die Sulzlalm erreiche ich nach einer Stunde. Hier kompensiere ich erst einmal den Flüssigkeitsverlust und genieße eine Johannschorle und eine sehr schmackhafte Speckknödelsuppe.

Gestärkt geht es in der Mittagshitze zur Simmshütte. Kurz vor der Hütte kommt mir Charly entgegen. Er muss ins Tal, um Besorgungen zu erledigen. Wir sind beide sehr enttäuscht, dass wir uns auf der Hütte nicht sehen werden. Ich werde mir Gedanken machen, ob ich meine Tourenplanung anpassen kann.

Simmshütte
Simmshütte 2.004m

Die Wettervorhersage sagt keine stabile Schönwetterlage voraus. Gegen Nachmittag verdichten sich die Wolken und in der Nacht entlädt sich ein Gewitter. Dafür empfängt mich der Morgen mit strahlendem Sonnenschein. Die Ansbacher Hütte ist mit 4 Stunden angegeben - etwas wenig für einen ganzen Tag. Ich entscheide mich, auf dem Weg zur Ansbacher Hütte noch die Wetterspitze 2.895 Meter zu besteigen. Das Schild an der Simmshütte gibt eine Gehzeit von 3 Stunden an. Nach genau einer Stunde erreiche ich den Abzweig zur Wetterspitze und nach einer knappen weiteren Stunde stehe ich auf dem Gipfel.

Wetterspitze
Wetterspitze 2.895m

Blick von der Wetterspitze nach Osten
Blick von der Wetterspitze nach Osten (9:11 Uhr)

Nach dem Abstieg geht es weiter zum Kälberlahnzugjoch 2.585m und dem Stierlahnzugjoch 2.596m in Richtung Ansbacher Hütte. Ich nutze das schöne Wetter und lege mich eine Stunde ins Gras, um etwas Schlaf nachzuholen. Über das Flarschjoch 2.464m steige ich anschließend - an der Abzweigung zum Augsburger Höhenweg vorbeikommend - zur Ansbacher Hütte ab, die man erst zwei Minuten vor dem Erreichen sieht.

Ansbacher Hütte
Ansbacher Hütte 2.376m

Wird es heute Nacht wieder ein Gewitter geben? Kein Gewitter, aber starker Regen trommelt auf das Hüttendach. Da lacht am nächsten Morgen bestimmt wieder die Sonne! Frühstück gibt es erst ab 6:45 Uhr. Für die Begehung des Augsburger Höhenweges ist mir das zu spät. Ich überrede den Hüttenwirt mir im Vorraum eine Thermoskanne mit heißem Wasser, Teebeutel und einem belegten Brot vorzubereiten, damit ich frühstücken kann, wann ich möchte. Um 4:50 Uhr stehe ich auf und schleiche mich mit dem bereits am Vorabend gepackten Rucksack aus dem Lager. Um diese frühe Uhrzeit habe ich noch keinen großen Appetit, entsprechend lange brauche ich für das Brot und den Liter Pfefferminztee. Anschließend noch die Zähne putzen, etwas kaltes Wasser ins Gesicht und schon bin ich um 5:30 Uhr startklar. Vor der Hütte muss ich leider feststellen, dass es fast vollständig bedeckt ist. Der Wetterbericht hat aber weder Regen noch Gewitter am Vormittag gemeldet, also spricht nichts gegen die Begehung des Augsburger Höhenweges.

Am Winterjöchl, das ich nach 45 Minuten erreiche, teilt sich der Weg: der Weg 601 (E4) führt weiter in Richtung Memminger Hütte, während der Weg 633 den Start des Augsburger Höhenweges markiert. Nach einem Abstieg zieht sich der Weg noch gemächlich am Hang entlang bevor es hoch in die Felsen geht. Vorbei geht es am "Grünen Brünnle", einer kleinen, mit Moos bewachsenen Quelle. Zwei Schilder mit Höhenangaben sind an dem Stein angebracht: 2.506m und 2.380m. Laut meinem Höhenmesser kommt die niedrigere Angabe hin. Kurz darauf erreiche ich die erste, zusätzlich mit Kletterseilen abgesicherte Schlüsselstelle:

Seilversicherungen teilweise unter Restschnee
Seilversicherungen teilweise unter Restschnee

Nach schnellen drei Stunden erreiche ich die fünf Minuten abseits vom Weg (Parseier Scharte) gelegene Biwakschachtel:

Roland Ritter Biwak, Notlager für vier Personen
Roland Ritter Biwak 2.604m, Notlager für vier Personen

Sehr anspruchsvoll ist der Weg von der Parseier Scharte zur Dawinscharte unterhalb des Feuerkopfs. Steile Geröllfelder, durch die lediglich die rot-weißen Markierungen den Weg zeigen, erfordern höchste Aufmerksamkeit. Der starke Regen der letzten Nacht hat dazu beigetragen, dass vorhandene Begehungsspuren von feinkörnigem Geröll verwischt worden sind. Teilweise erzeugte der Regen tiefe Furchen, die mit den Bergstöcken aber gut zu meistern sind.

GesicherterSchuttWeg
Viele Stellen sind drahtseilversichert

Eine weitere, abenteuerliche Seilversicherung dürfte nicht bei allen Begehern das Herz höher schlagen lassen:

Seilversicherungen
Ängstlich darf man hier nicht sein und man muss den Seilen vertrauen (keine Stahlseile)!

Der Weg von der Dawinscharte zum Dawinkopf führt teilweise auf schmalem Grat ständig aufwärts und ist bei schönem Wetter sicherlich ein Hochgenuss. Ich sehe es positiv: bei Wolken verhangenem Himmel ist der Flüssigkeitsverlust sehr gering und ich komme schnell voran. Auch auf dem Gipfel des Dawinkopfs halte ich mich nicht lange auf.

Dawinkopf
Nur mit zusätzlichem Blitz gelingt diese Aufnahme

Der Blick unterhalb vom Dawinkopf zurück auf den Parseierferner
Der Blick unterhalb vom Dawinkopf zurück auf den Parseierferner. Ständiger Steinschlag begleitet meinen Abstieg.

Der versicherte Abstieg vom Dawinkopf führt an dem Grinner Ferner vorbei. Bisher waren die Markierungen des Weges sehr reichlich und gut zu finden. Jetzt ist ein Gespür für den richtigen Weg erforderlich. Die Markierungen machen sich rar. Der Abzweig zur Augsburger Hütte kommt erst am nordöstlichen Ende des Ferners. Hier ist eine Entscheidung zu treffen: Abstieg über die Gasillschlucht oder Aufstieg über Patrolscharte auf den Gatschkopf und dann erst Abstieg zur Augsburger Hütte. Die Hüttenwirtinnen empfehlen die zweite Variante - allerdings erfahre ich das erst auf der Hütte. Ich entscheide mich für den Abstieg durch die Gasillschlucht. Drahtseilversichert geht es steil bergab und das anschließende, steile, fast weglose Geröllfeld ist äußerst unangenehm zu begehen. Bereits um 12:32 Uhr erreiche ich die abseits von der Hauptroute gelegene Augsburger Hütte:

Augsburger Hütte
Augsburger Hütte 2.298m

Die Hütte wird von den beiden Hüttenwirtinnen Gudrun und Steffi geführt und ich werde diese Hütte in sehr guter Erinnerung behalten. Eine kostenlose Dusche steht zur Verfügung - allerdings nur mit kaltem Wasser. Abendessen gibt es nur in Form eines Einheitsessens (Halbpension), das nicht nur sehr schmackhaft, sondern auch sehr reichlich ist.

Im Lager gibt es genug Platz, ich darf mich trotz der frühen Stunde auf zwei Matratzen breit machen (8 und 9 direkt am Fenster).

Augsburger Hütte Matratzenlager

Frühstück gibt es von 7 bis 8 Uhr, auf Wunsch aber auch früher. Dieses Angebot nehme ich gerne an, denn ich möchte am nächsten Tag bis zum Parkplatz nach Stockach: offizielle Gehzeit 10 bis 11 Stunden. Um 6 Uhr genieße ich das Frühstücksbüffet und bei besten Bedingungen starte ich um 6:19 Uhr den Aufstieg zum Gatschkopf (Angabe ab Hütte 1 3/4 Stunden). Um 7:36 Uhr stehe ich am Gipfel und genieße die Sonne und die Aussicht.

Uli am Gatschkopf

Dawinkopf und Parseier Spitze, dazwischen der Grinner Ferner
Dawinkopf (Markierung links) und Parseier Spitze (rechts), dazwischen der Grinner Ferner

Der nordseitige Abstieg von der Patrolscharte ist fast durchgängig seilversichert und verlangt höchste Konzentration. Nach Überquerung eines Geröllfeldes geht es gut versichert auf das Parseier Joch und ebenfalls mit Drahtseilen versehen auf der anderen Seite zum Spiehlerweg Richtung Memminger Hütte. Nach einer leichten Kletterei erreicht man das Joch oberhalb der drei Seewiseen.

Oberer Seewisee
Oberer Seewisee

Bereits um 10:17 erreiche ich den Unteren Seewisee, der mich zu einem kalten Erfrischungsbad verführt. Die Memminger Hütte ist nur wenige Minuten vom See entfernt:

Unterer Seewisee mit Memminger Hütte
Unterer Seewisee mit Memminger Hütte 2.242m

Die Memminger Hütte liegt auf dem viel begangenen Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran. Wer es vermeiden kann, sollte auf eine Übernachtung in der häufig vollkommen überfüllten Memminger Hütte verzichten. Inzwischen steht vor der Hütte ein Festzelt mit Biertisch Garnituren, um die Massen unterbringen zu können. Nichts für mich, daher trinke ich nur etwas und steige ab. Ich bin schnell unterwegs und bereits nach knapp einer Stunde am Parseierbach angekommen. Ab hier besteht die Möglichkeit ein Taxi zu nehmen!!! Ich entscheide mich für den langen Fußweg durch das Madautal bis kurz vor der Ortschaft Bach der Weg nach Westen abbiegt und mich zurück zum Parkplatz in Stockach führt.

Mit dem Auto fahre ich nach Bad Wörishofen, übernachte in einem Hotel mit eigener Brauerei und verbringe am Folgetag bei strahlendem Sonnenschein einen Tag in der Therme Bad Wörishofen (eine Partner Therme von Erding).

Hinweise:

Preisangaben Stand August 2015

Gehzeiten

UhrzeitBeschreibungGehzeit
9. August 2015
10:53Parkplatz in Stockach 
11:53Sulzlalm, Pause bis 12:321° 00'
13:35Charly getroffen, bis 13:402° 03'
13:47Simmshütte 2.004m2° 10'
10. August 2015
7:10Simmshütte 2.004m 
8:10Abzweig Wetterspitze1° 00'
9:04Wetterspitze 2.895, Pause bis 9:451° 54'
10:22Abzweig Wetterspitze2° 31'
10:31Kälberlahnzugjoch 2.585m, Pause bis 10:422° 40'
12:15Pause bis 13:154° 13'
13:44Ansbacher Hütte 2.376m4° 42'
11. August 2015
5:29Ansbacher Hütte 2.376m 
6:16Winterjöchl 2.528m0° 47'
6:50Grünes Brünnle 2.380m1° 21'
7:00Provisorische Seilsicherung1° 31'
8:31Parseier Scharte 2.604m3° 02'
8:35Roland Ritter Biwak 2.528m, Pause bis 8:533° 06'
9:45Dawinscharte 2.650m3° 58'
10:38Dawinkopf 2.968m, Pause bis 11:014° 51'
11:48Abzweig Gasillschlucht5° 38'
12:32Augsburger Hütte 2.298m6° 22'
12. August 2015
6:19Augsburger Hütte 2.298m 
7:36Gatschkopf 2.945m, Pause bis 8:061° 17'
10:17Unterer Seewise, Pause bis 10:473° 28'
10:54Memminger Hütte 2.242m, Pause bis 11:153° 35'
12:09Brücke Alplihütte 1.554m4° 29'
14:40Parkplatz in Stockach6° 50'


GPS Daten

Die Tour wurde mit einem GPS Logger (Columbus V990) aufgezeichnet und stehen im KML Format zur Verfügung.

1. Tag: Aufstieg vom Parkplatz in Stockach zur Sulzlalm, von der Sulzlalm zur Simmshütte

GPS Track
Quelle: Google Earth, GeoBasis-DE/BKG, Kartendaten: Geoimage Austria

2. Tag: von der Simmshütte über Wetterspitze zur Ansbacher Hütte

GPS Track
Quelle: Google Earth, GeoBasis-DE/BKG, Kartendaten: Geoimage Austria

3. Tag: Augsburger Höhenweg

GPS Track
Quelle: Google Earth, GeoBasis-DE/BKG, Kartendaten: Geoimage Austria

4. Tag: Aufstieg zum Gatschkopf, Abstieg vom Logger nicht aufgezeichnet

GPS Track
Quelle: Google Earth, GeoBasis-DE/BKG, Kartendaten: Geoimage Austria