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Lechtaler Höhenweg

Vor 26 Jahren (1987) hatten wir (Klaus und ich) uns den Lechtaler Höhenweg schon einmal vorgenommen, damals von Ost nach West. Gestartet in Imst zur Muttekopfhütte, haben wir die Tour an der Steinseehütte wegen zu schlechtem Wetter abgebrochen. Dieses Jahr haben wir einen neuen Anlauf unternommen und wurden mit herrlichem Bergwetter belohnt.

Gruppenbild Lechtaler
Die Teilnehmer von links: Uli, Volker, Klaus und Stephan

Die Anreise erfolgt über Bregenz, den Pfändertunnel (erst seit Anfang Juli 2013 zweispurig freigegeben!), die Autobahn A14, die S16 und den Arlbergpaß (alternativ wäre auch der kostenpflichtige Arlbergtunnel möglich) nach St. Anton. Am Ortseingang sind alle Parkplätze kostenpflichtig (Kurzzeitparkplätze bis zu einem Tag) und damit für eine längere Hüttentour ungeeignet. Folgt man der Arlbergstraße Richtung St. Jakob befinden sich auf der rechten Straßenseite kostenlose Parkplätze (zumindest in den Sommermonaten kostenfrei).

Ich habe bewusst auf Reservierungen in den Hütten verzichtet, um uns die Flexibilität zu erhalten, Wege und Hüttenbesuche dem Wetter und der Kondition anzupassen. Lediglich im Württemberger Haus wurden wir mit einem Massenansturm konfrontiert (organisierte E5 Wanderer). Eng wird es auf allen Hütten an den Wochenenden, vor allem wenn der Wetterbericht super Bedingungen voraussagt.

Der Wetterbericht sagt für die folgenden Tage schönes Wetter voraus, mit der für die Jahreszeit typischen Quellbewölkung am Mittag und dem ein oder anderen Schauer oder Gewitter muss man allerdings rechnen. St. Anton liegt auf 1.300 Metern und es liegen knapp 1.000 Meter Aufstieg in der Mittagshitze vor uns. An der Leutkircher Hütte angekommen legen sich dicke Wolken vor die Sonne und ein kühler Wind zwingt uns dazu die kurze mit einer langen Hose zu tauschen und einen Fleece Pullover überzuziehen. Auf dem Weiterweg zum Kaiserjochhaus geraten wir noch in zwei Gewitter - glücklicherweise nur in die Randzonen. Trotzdem brauchen wir den Regenschutz, allerdings zum letzten Mal in den sieben Tagen!

Der nächste Tag empfängt uns wieder mit herrlichem Wetter. Ein paar Minuten nach Verlassen des Kaiserjochhauses bietet es sich an den Malatschkopf zu besteigen, der vom Sattel aus in wenigen Minuten zu erreichen ist.

Abendstimmung Malatschkopf mit Mond vom Kaiserjochhaus aus fotografiert
Abendstimmung Malatschkopf mit Mond vom Kaiserjochhaus aus fotografiert

Die Müllabfuhr scheint am Malatschkopf nur selten vorbei zu kommen:

Müll am Malatschkopf

Weiter geht es in Richtung Osten. An der Kridlonscharte hat man einen herrlichen Blick auf den Hintersee. Müsste man nicht ein paar hundert Höhenmeter absteigen, wäre der See eine willkommene Erfrischung. Vom Hinterseejoch (2.482m) geht es vorbei am Vordersee zum Alperschonjoch. Hier ist erst einmal eine Pause angesagt. Es ist ein Genuss die unzähligen Pflanzen und Blüten in kräftigen Farben am Wegrand zu beobachten:

Pflanzen und Blüten  Pflanzen und Blüten

Wir folgen nicht dem normalen Weg 601 zum Flarschjoch und weiter zur Ansbacher Hütte, sondern überschreiten die Samspitze (2.624m). Diese Variante kann ich nur empfehlen, auch wenn ein paar Höhenmeter mehr zu bewältigen sind. Dafür sind wir allerdings alleine und vom Gipfel sind es nur noch 20 Minuten bis zur Ansbacher Hütte. Dort angekommen treffen wir auf Volker und Stephan, die einen Tag später angereist und von Schnann die 1.200 Höhenmeter zur Hütte aufgestiegen sind.

Auf der Ansbacher Hütte heißt es eine Entscheidung zu treffen: Augsburger Höhenweg oder weiter auf dem Adlerweg Nr. 601? Der Augsburger Höhenweg stellt sicherlich den Höhepunkt der Durchquerung dar, aber er ist sehr lang (angegeben mit 8 bis 10 Stunden), enthält einige schwierige Stellen, es liegt noch viel Restschnee und der Wetterbericht kündigt für den nächsten Tag am Nachmittag Gewitter an. Wir gehen kein Risiko ein und entscheiden uns für den Normalweg weiter zur Memmeniger Hütte.

Am Winterjoch zweigt der Weg zum Augsburger Höhenweg ab. Wir gehen weiter zur Grießlscharte. Der Abstieg nach der Scharte ist seilversichert und lässt sich bei dem trockenen Fels ohne Probleme begehen.

Abstieg von der Grießlscharte

Nach den Seilversicherungen geht es durch ein unangenehmes Schuttkar bergab. Alternativ bietet sich das lange Altschneefeld ab. Der Schnee hat die richtige Konsistenz. Die Oberfläche schön aufgeweicht fährt man mit den Bergschuhen wie auf Skiern ab - vorausgesetzt man hat etwas Erfahrung mit der Technik und einen guten Gleichgewichtssinn.

Skiabfahrt

Bis auf ca. 1.900 Meter steigt man in das Parseiertal ab. Der Pfad im Gegenanstieg ist bei Nässe durchaus heikel. Nach einer Pause auf halber Höhe meistern wir das letzte Stück zur Memminger Hütte auf 2.242m. Die Flüssigkeitsbedarf wird erst einmal gedeckt und obwohl wir nicht reserviert haben, erhalten wir ein sehr schönes Vierbettzimmer. Immer mehr Wanderer treffen auf der Hütte ein und haben nur einen Beutel großen Rucksack auf dem Rücken. Die Aufschrift liefert auch schnell die Erklärung. Die Wanderer sind mit verschiedenen Alpinschulen unterwegs. Die Memminger Hütte liegt am berühmten Höhenweg E5 von Oberstdorf nach Meran und als besonderen Service werden die Rucksäcke der Teilnehmer mit dem Materiallift transportiert. Der Höhenweg ist so beliebt, dass die Hütte an diesem Tag total überfüllt ist. Abendessen werden wir später im Zweischichtbetrieb.

Vorher wandern wir noch an den wenige Minuten von der Memminger Hütte entfernten Unteren Seewisee. Eigentlich wollten wir darin ein Bad nehmen, aber die Sonne hat sich inzwischen hinter den Wolken versteckt und nach einem erfrischenden Bad wäre etwas Sonne zum Aufwärmen sehr wünschenswert. Einige mutige Mädels haben es aber trotzdem gewagt:

Memminger Hütte Baden  Memminger Hütte Baden

Anschließend besteigen wir den Hausberg der Hütte, den Seekogel 2.412m, den wir in 15 Minuten zügig erklimmen.

Seekogel: Blick auf Memminger Hütte und Unteren Seewisee
Blick auf Memminger Hütte und Unteren Seewisee. Im Bildrand oben links der Weiterweg zur Seescharte

Am nächsten Morgen stehe ich um 5 Uhr auf und besteige nochmals den Seekogel. Leider ist es an diesem Morgen ausnahmsweise bewölkt, dafür zaubern die Wolkenformationen und die aufgehende Sonne schöne Bilder an den Himmel.

Seekogel früh morgens

Am nächsten Morgen starten wir in Richtung Württemberger Haus. Schon kurz nach der Hütte treffen wir am Unteren Seewisee auf eine Herde Steinböcke:

Steinböcke

Weiter geht es in Richtung Seescharte. Obwohl die betreuten Alpingruppen vor uns gestartet sind, holen wir diese schnell ein. Wie die Ameisen quälen sich die Teilnehmer in Richtung Seescharte:

Alpinschule Karawane zur Seescharte
Alpinschule Karawane zur Seescharte

Kurz vor der Seescharte stehen wir im Stau, überholen ist leider nicht möglich. Glücklicherweise steigen die Massen nach Zams ab, während wir kurz nach der Seescharte dem Adlerweg folgen. Auf der Großbergspitze 2.635m legen wir eine Rast ein. Bald gesellen sich die beiden Frauen aus Essen und 'Tarzan' dazu - dieses Mal nicht im Lendenschurz, sondern in einer seitlich geschnürten Lederhose.

Tarzan  Tarzan  Tarzan

Der Blick schweift in Richtung Allgäuer Alpen und dem Heilbronner Höhenweg:

Bockkarkopf, Hochfrottspitze, Mädelegabel und Trettachspitze
Bockkarkopf, Hochfrottspitze, Mädelegabel und Trettachspitze

Bis zum Württemberger Haus ist es nicht mehr sehr weit und nach den Seilversicherungen lässt sich der Weg wieder einmal mit einer Skiabfahrt verkürzen. Das recht kleine Württemberger Haus bietet uns einen Schlafplatz im großen Lager und erst einmal ein sehr leckere Maultaschensuppe:

Maultaschensuppe

Wir freuen uns bereits auf die Dusche:

Dusche

Ausnahmsweise braucht man für die Dusche keine Duschmarke.

Weiter geht es am nächsten Tag in Richtung Steinseehütte. Steil geht es hoch zur Roßkarscharte, die bei traumhaften Wetterbedingungen zu einer kurzen Rast einlädt:

Roßkarscharte mit Stephan, Klaus und Volker
Roßkarscharte mit Stephan, Klaus und Volker

Auf der Steinseehütte legen wir eine Mittagspause ein. Wichtig ist es, den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen. Zur Hanauer Hütte gibt es zwei Wege, einmal über die westliche und einmal über die östliche Dremelscharte. Wir folgen der Empfehlung der Hüttenwirtin - und damit auch dem Normalweg - zur westlichen Dremelscharte. Auf der Dremelscharte angekommen überlegen wir kurz die Dremelspitze zu besteigen. Aus Vernunftsgründen verzichten wir darauf. Wir haben keine Helme dabei und die Route ist sehr Steinschlag gefährtet. Von der Dremelscharte sieht man schon unser Tagesziel, die Hanauer Hütte. Diese liegt nicht nur sehr idyllisch, sondern ist auch sehr gut ausgestattet. Die Duschmünze für 2 Euro spendet vier Minuten heißes Wasser - was für eine Wohltat!

Blick zurück zur Dremelspitze
Blick zurück zur Dremelspitze (links)

Panorama
Panorama (Klick für volle Größe 3200x560, in der Kamera eingebaute Panorama Funktion)

Es schließt sich die letzte Tagesetappe an. Im Schatten steigen wir auf das Galtseitejoch auf 2.412m auf, um dann wieder auf ca. 2.150 Meter abzusteigen. Dann folgt der anstrengende Aufstieg durch die Kübelwände auf den Gipfel des Muttekopf 2.774. Ein traumhafter Aussichtsberg, auf dem wir eine Stunde rasten. Gerne wären wir länger geblieben, aber Volker und ich wollen noch nach Imst absteigen, die Fahrzeuge in Schnann bzw. St. Anton einsammeln und am selben Tag wieder aufsteigen.

Auf der Muttekopfhütte teilt man uns mit, dass wir gerne auf dem Boden schlafen können. Es ist Freitag Abend und die recht kleine Hütte ist komplett ausgebucht. Volker und ich kommen erst nach 19 Uhr wieder auf der Muttekopfhütte an (auf der Latschenhütte legen wir nicht nur eine Radler- sondern auch eine Regenpause an), stellt sich heraus, dass nicht alle angemeldeten Bergsteiger eingetroffen sind. So erhalten wir doch noch ein Lager - das Winterlager mit lediglich 10 Matratzen und viel Platz.

Kurz vor 22 Uhr fangen zwei Gitarrenspieler das Musizieren an. Schade, dass viele Gäste bereits den Gastraum verlassen haben. Was hier geboten wird ist erste Sahne. 'Notgedrungen' trinken wir noch das ein oder andere Bier, das uns im nächsten Morgen schwer in den Knochen steckt.

Der Samstag startet wieder mit traumhaftem Wetter und wir freuen uns mit kleinem Gepäck auf den Imster Klettersteig. Ich bin schon sehr viele Klettersteige gegangen, aber dieser gehört sicherlich zu meinen absoluten Highlights. Speziell die steile Wand im oberen Viertel (mit E bewertet) hat es in sich. Da ich den Klettersteig bereits September 2012 gegangen bin, wusste ich, was auf uns zukommt. Klaus, Volker und Stephan wussten es zum Glück nicht ...

Auf YouTube habe ich in einem kurzen 3 Minuten Video einige Kletterstellen zusammengefasst.

Einige Eindrücke vom Imster Klettersteig:

Imster Klettersteig

Imster Klettersteig

Imster Klettersteig
Die Schlüsselstelle: rot durch die Steile Wand (D), grün der schwierigste Teil (Bewertung E, zwei Kletterer befinden sich darin), der gesicherte Zwischenausstieg blau führt zur normalen Abstiegsroute

Hinweise:

Preisangaben Stand Juli 2013

Gehzeiten

UhrzeitBeschreibungGehzeit
21. Juli 2013
10:47St. Anton, Parkplatz gegenüber Hotel Tyrol 
13:11Leutkircher Hütte, Pause bis 14:242° 24'
15:57Kaiserjochhaus3° 57'
22. Juli 2013
7:57Kaiserjochhaus 
8:04Sattel0° 07'
8:12Malatschkopf, Pause bis 8:380° 15'
8:46Sattel0° 23'
9:32Kridlonscharte1° 09'
10:21Hinterseejoch, Pause bis 10:251° 58'
11:40Alperschonjoch, Pause bis 12:343° 13'
13:18Samspitze, Pause bis 14:083° 57'
14:27Ansbacher Hütte4° 16'
23. Juli 2013
7:40Ansbacher Hütte 
7:51Abzweig0° 11'
8:37Winterjoch, Pause bis 8:490° 57'
9:19Grießlscharte1° 27'
9:47Schneefeld, Pause bis 9:541° 55'
10:34Bachlauf2° 35'
11:15Talgrund3° 16'
12:04Pause bis 12:284° 05'
13:19Memminger Hütte4° 57'
24. Juli 2013
7:16Memminger Hütte 
8:20Seescharte2° 04'
8:30Abzweig2° 14'
9:43Großbergspitze, Pause bis 10:263° 27'
11:33Württemberger Haus4° 34'
25. Juli 2013
7:13Württemberger Haus 
7:30Abzweig0° 17'
7:49Gebäudjoch, Pause bis 8:210° 36'
9:35Roßkarscharte, Pause bis 9:501° 50'
10:14Pause bis 10:232° 14'
10:27Gufelgrasjoch2° 18'
11:06Steinseehütte, Pause bis 11:592° 57'
12:21Abzweig3° 19'
12:53Westliche Dremelscharte, Pause bis 13:183° 51'
14:10Hanauer Hütte4° 43'
26. Juli 2013
7:03Hanauer Hütte 
8:31Galtseitejoch, Pause bis 8:471° 28'
9:27Talboden2° 08'
11:24Muttekopf, Pause bis 12:244° 05'
12:39Muttekopfscharte4° 20'
13:39Muttekopfhütte5° 20'
27. Juli 2013
7:32Muttekopfhütte 
7:53Sattel0° 21'
8:00Abzweigung0° 28'
8:16Einstieg, Pause bis 8:40 (Anseilen)0° 44'
11:29Maldonkopf Gipfel, Pause bis 11:563° 33'
13:00Abzweigung, Pause bis 13:084° 37'
13:13Sattel4° 42'
13:27Muttekopfhütte, Pause bis 14:254° 56'
15:15Mitttelstation, Abfahrt mit Alpine Coaster5° 46'

GPS Daten

Die Tour wurde mit einem GPS Logger (Holux M-241) aufgezeichnet und stehen im KML Format zur Verfügung.

1. Tag: Aufstieg Leutkircher Hütte und Kaiserjochhaus
2. Tag: Kaiserjochhaus bis Ansbacher Hütte
3. Tag: Ansbacher Hütte bis Memminger Hütte
4. Tag: Memminger Hütte bis Württemberger Haus
5. Tag: Württemberger Haus über Steinseehütte bis Hanauer Hütte
6. Tag: Hanauer Hütte bis Muttekopfhütte
7. Tag: Imster Klettersteig und Abstieg

Höhenprofile


1. Tag: Aufstieg Leutkircher Hütte und Kaiserjochhaus
Lechtaler Höhenprofil Tag 1

2. Tag: Kaiserjochhaus bis Ansbacher Hütte
Lechtaler Höhenprofil Tag 2

3. Tag: Ansbacher Hütte bis Memminger Hütte
Lechtaler Höhenprofil Tag 3

4. Tag: Memminger Hütte bis Württemberger Haus
Lechtaler Höhenprofil Tag 4

5. Tag: Württemberger Haus über Steinseehütte bis Hanauer Hütte
Lechtaler Höhenprofil Tag 5

6. Tag: Hanauer Hütte bis Muttekopfhütte
Lechtaler Höhenprofil Tag 6

7. Tag: Imster Klettersteig und Abstieg
Lechtaler Höhenprofil Tag 7

Statistik


Die folgenden Daten wurden mit Hilfe des Tools GPS-Track-Analyse ausgelesen. Die Höhenangaben des GPS Loggers unterliegen einer gewissen Toleranz!

DatumLängeminmaxAufstiegAbstiegStartZiel
21.7.201310,496km1.240m2.453m1.577m519m1.240m2.298m
22.7.20139,013km2.282m2.623m957m894m2.312m2.375m
23.7.201311,043km1.804m2.642m1.052m1189m2.382m2.245m
24.7.20137,106km2.190m2.662m781m813m2.240m2.208m
25.7.201310,611km1.899m2.455m1.146m1448m2.214m1.912m
26.7.201310,839km1.900m2.767m1.351m1394m1.962m1.919m
27.7.20138,419km1.494m2.637m942m1378m1.930m1.494m

In Summe wurden in der Woche auf einer Länge von 67,5km 15.442 Höhenmeter im Auf- und Abstieg überwunden.