Sportklettern Muttekopfhütte
Fünf Tage - vom 30. Juni bis 4. Juli 2019 - sind wir im Gebiet der Muttekopfhütte zum Sportklettern unterwegs. Bester Fels und hervorragend abgesicherte Routen bieten sich in Hüttennähe an. Die ersten Felsen sind in 10 Minuten erreichbar. Neben Einseillängen gibt es auch viele Mehrseillängen, aber nur wenige eignen sich für unser Niveau. Auch wenn in der Kletterhalle ein 6er keine Probleme bereitet, sieht es in der Natur ganz anders aus. Wir bewegen uns daher hauptsächlich im 4er bis 5er Felsen und probieren die ein oder andere 6er Einseillänge.Inzwischen gibt es im Alpenraum viele, gut gesicherte Sportklettergebiete. An den Felsen rund um die Muttekopfhütte können sich andere Gebiete aber gerne noch Anregungen holen. Die Routennamen sind auf gravierten Metallplatten am Einstieg gekennzeichnet:
Auch die Umlenker sind vorbildlich:
Umgangssprachlich Schweineohr oder Sauschwanz genannt
Sehr lobenswert sind auch die kostenlosen Topos, die auf Climbers Paradise verfügbar sind. Wer an weiteren Klettergebieten in der Gegend interessiert ist, dem sei der Kletterführer Sportklettern - Klettersteige - Eisklettern - Bouldern Ferienregionen Imst, Pitztal und Ötztal empfohlen, der neben denselben Topos auch Luftaufnahmen der Felsen mit eingezeichneten Sektoren und weiteren Informationen bereithält. Nachteil: alle Klettergebiete befinden sich in einem Ringbuchführer - und der Rucksack für mehrere Tage mit Kletterausrüstung ist schon schwer genug.
Wir starten um 5 Uhr Richtung Süden. Die A7 ist staufrei befahrbar und erst am Fernpass wird der Verkehr etwas dichter. Silvia und Jürgen sind schon früher angereist und erwarten uns am Parkplatz der Bergbahn in Hoch-Imst. Unsere Fahrzeuge dürfen hier auch mehrere Tage ohne Probleme stehen bleiben. Mit dem Sessellift geht es (mit Umsteigen in der Mittelstation) bis auf 2.000 Meter. Von der Bergstation sind es ca. 30 Minuten bis zur Muttekopfhütte auf 1.934 Metern. Das ist mit zwei Rucksäcken gut zu schaffen, auch wenn diese zusammen fast 20 kg wiegen. Um es vorweg zu nehmen: Klemmkeile und Friends haben wir nicht gebraucht. Da auch die Standplätze bestens abgesichert sind, benötigen man auch nur wenige Bandschlingen.
Wir hatten überlegt den Imster Klettersteig zu gehen (Schwierigkeit D/E), uns aber dagegen entschieden und die Klettersteigsets zu Hause gelassen. Die Entscheidung war gut, denn in diesem Jahr war der Klettersteig Anfang Juli noch gesperrt. Zu viel Altschnee - hauptsächlich im Abstieg - lassen diesen schwierigen Klettersteige schnell zu einem heiklen Abenteuer ausarten!
An der Bergstation schultern wir die schweren Rucksäcke. Einige packen alles in einen großen Rucksack während andere das Gewicht auf zwei Rucksäcke verteilen. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden. Ein eigener Kletterrucksack hat sich als sehr sinnvoll erwiesen - nicht nur für die Mehrseillängen. Einziger Nachteil: einen zweiten Rucksack am Bauch zu tragen erschwert den Blick auf den Weg erheblich und auf dem Drischlsteig von der Bergstation zur Muttekopfhütte ist Trittsicherheit erforderlich.
Nach wenigen Minuten ist die Muttekopfhütte schon zu sehen
Bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen über 30 Grad (im Tal) ist es sinnvoll am Nachmittag einen Felsen in Ostausrichtung zu nutzen. So fällt unsere Wahl auf die Guggerköpfle Sektion Silberwurz. Die Wand ist in ca. 15 Minuten erreichbar, allerdings führt der Bach noch viel Wasser und wir müssen nach einem geeigneten Übergang suchen.
In der Route Südwind kommt erstes Mehrseillängen Feeling auf. Zwei Seillängen (4c und 5a) im bestens abgesicherten Fels sind ein Genuss. Der Standplatz ist mit zwei Bohrhaken, die über eine Kette verbunden sind, hervorragend eingerichtet. Selbstsicherung einhängen, Halbmastwurf im zweiten Karabiner und schon kann der Partner nachkommen. Vom zweiten Standplatz genießen wir das Abseilen über 50 Meter an zwei Halbseilen.
Der Wetterbericht für den Montag meldet für den Nachmittag örtliche Schauer und Gewitter. Auch für die Folgetage wird kein stabiles Wetter vorhergesagt. Da wir unbedingt auch eine Mehrseillängenroute gehen wollen, fällt die Wahl auf die Route Hepke Vitale an der Guggerköpfle Ostwand. Die ersten vier Seillängen bewegen sich im Schwierigkeitsbereich 4 / 4+ mit dem Vorteil, die Route über einen Notausstieg verlassen zu können. Die nächsten drei Seillängen sind schon schwerer (5-, 6 und 5).
Ich führe die erste Zweierseilschaft mit Olaf, dann folgen Andrea und Achim und Johannes bildet mit Silvia und Jürgen eine Dreierseilschaft. Bester, griffiger Fels und Bohrhaken in erfreulich kurzen Abständen sowie top Standplätze sind ein Genuss. Nach weniger als zwei Stunden befinden wir uns am Notausstieg und warten auf die beiden anderen Seilschaften.
Auf der Westseite steigen wir ab und gelangen direkt zur Sektion Teufelskralle mit Schwierigkeiten zwischen 3c und 5a und einer Wandhöhe von 20 Metern.
im Hintergrund links der Muttekopf
Die Wolken werden immer dichter und nach der ersten Route ärgern uns die ersten Regentropfen. Wir brechen ab und erreichen nach ca. 10 Minuten die Muttekopfhütte.
links Gugger Sattele, im Rechteck das Sportklettergebiet Teufelskralle, rechts gepunktet der Abstieg vom Notausstieg Hepke Vitale
Die labile Wetterlage beschert uns am Dienstag voraussichtlich nur noch einen trockenen Vormittag. Da wir am Vortag in der Sektion Teufelskralle nur eine Route klettern konnten, steigen wir nochmals auf (ca. 15 Minuten) und klappern alle vorhandenen Routen ab.
Der Dienstag startet mit strahlend blauem Himmel. Im Hintergrund links der Muttekopf
Gegen Mittag kündigt sich der nächste Regenschauer ab. Also absteigen und Stärkung auf der Muttekopfhütte. Das Regengebiet hat uns nur gestreift und es klart wieder auf.
Trocknet der Felsen schnell ab? Olaf und ich wollen es wissen und steigen auf zur Sektion Felswurm, während die anderen sich zu einer Wanderung Richtung Blaue Köpfe entschließen. Die Sektion Felswurm hält einfache Routen bereit und eignet sich damit auch bestens für Anfänger.
Auch der Mittwoch meldet kein stabiles Wetter. Wir entscheiden uns für den Schafskopf. Den Aufstieg Richtung Teufelskralle kennen wir schon, lassen diesen Felsen aber rechts liegen, um auf das Gugger Sattele zu gelangen. Von dort erreicht man in Abstieg nach wenigen Minuten die Sektion Schafskopf. Überraschung! Der Einstieg zu mehreren Routen befindet sich hinter einem Altschneefeld und eignet sich nicht zum Sichern.
rot markiert die gravierten Schilder mit den Namen der Routen
Wir konzentrieren uns daher auf die Routen rechts vom Schneefeld. Immerhin gibt es hier noch zwei Mehrseillängen (Die Schnuppe 4b und 4c, Via Omlette 3c und 3a).
blau: Jürgen in der Route Solaranlage 5c+, rot: Andrea am Standplatz der ersten Seillänge Via Omlette
Es ist bedeckt und kühl und das Regenradar (Smartphones haben auch Vorteile) kündigt Regen an - und das in den nächste Minuten. Wir bauen ab und gehen im (noch leichten) Regen zurück zur Hütte. Gerade noch rechtzeitig bevor es kräftig niederprasselt. Wir essen zu Mittag und gönnen uns ein Bierchen.
Einige entscheiden sich für den Matratzenhorchdienst. Ich nutze die Zeit, um den hüttennahen Wasserfall Klettersteig zu begehen.
Die Sonne hat sich auch noch einmal entschieden uns auf der Terrasse zu verwöhnen und so genießen wir die Zeit bei einer netten Unterhaltung.
Unser letzter Tag bricht an. Nach einem ausgiebigen Frühstück (das Frühstücksbüffet ist ausgezeichnet, nur der Kaffee war an einem Tag eine Katastrophe) packen wir unsere Rucksäcke. Ein letztes Gruppenfoto vor der Hütte, bevor es über den Drischlsteig zurück zur Bergstation geht.
Die erste Talfahrt ist um 9:15 Uhr möglich und schon wenige Minuten später stehen wir an der Mittelstation. Wir wollen mit dem Alpine Coaster, der längsten Sommerrodelbahn der Alpen, zurück zum Parkplatz nach Hoch-Imst. Leider startet der Sommerrodelbahnbetrieb unverständlicher Weise erst um 10 Uhr. Dafür bin ich der erste, der an diesem Tag die Fahrt ungebremst genießen kann.
Es ist sonnig und warm und bevor wir die Heimfahrt in Angriff nehmen, wollen wir noch einige Routen im Klettergarten Putzen in Angriff nehmen. In Imst am Café Kristall Richtung Schießstand abbiegen (Schild: Klettergarten Putzen) und nach dem Gesundheitszentrum und Schießstand parken. Ständig ansteigend bis kurz vor dem Wasserfall erreichen wir in gut 15 Minuten auf der rechten Bachseite die Holzplattform, die wir als "Basislager" nutzen.
Andrea links in der Route Geisterbrevier, Uli rechts in der Route Dreier
Zum Abschluss noch das Felsenmännlein (bb, UIAA 6-) - sehr empfehlenswert
Bei 30 Grad nutze ich den nahen Wasserfall für eine Dusche.
Die Rest der Gruppe begnügt sich mit einem Fußbad im kühlen Bach. Wir steigen ab zum Parkplatz und bevor wir den Heimweg antreten, kehren wir in der Brauereigaststätte in Tarrenz ein.