Mallorca Tramuntana 2025
Bereits vor 10 Jahren hatte ich geplant die Bergwelt auf Mallorca zu erkunden. Eigentlich sollte es die 8-tägige Durchquerung auf dem GR 221 werden. Allerdings ist das mit den Unterkünften nicht ganz problemlos. Eine geführte Wanderung mit Hol- und Bringservice an den jeweiligen Etappenzielen kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Also plane ich eine feste Unterkunft und fahre täglich mit dem Mietwagen zu den jeweiligen Wanderungen. Nachdem die Planungen konkret Gestalt angenommen haben, entscheidet sich ein Freund mich zu begleiten.Der Mai erscheint mir gut geeignet: oft schon gutes Wetter, aber noch nicht so heiß wie in den Sommermonaten. Bei 30 Grad im Schatten wird es selbst auf über 1000 Metern schnell sehr unangenehm. Valldemossa und Sóller sind gut als Standort geeignet, aber für mich schon wieder zu touristisch. Nach einer Internet Recherche fällt die Wahl auf das kleine Hotel Agroturismo Ses Illes mit sieben Zimmern, das in der Nähe von Costitx liegt (zwischen Inca und Sineu). Alternativ stehen in einem weiteren Gebäude auch Apartments zur Verfügung. Ein Schwimmbad, kostenloses Wifi, Frühstück (zwischen 8 und 10 Uhr) im herrlichen Innenhof und ein sehr schöner Außenbereich ergänzen das Angebot. Der Nachteil: ohne Auto ist man verloren. Um die täglichen Wanderziele zu erreichen, ist ein Mietwagen erforderlich. Diesen habe ich über Sunny Cars gebucht und nach der Zahlung einen Voucher für den Autovermieter Record go erhalten, der direkt am Flughafen in Palma einen großen Fuhrpark betreibt. Allerdings gab es bei diesem Autovermieter auch die längste Warteschlange am Abholschalter.
Im Zeitalter der Autonavigation war es auch kein Problem unser Hotel in einer guten halben Stunde zu erreichen.

Blick vom Pool zum Haupthaus

Der Innenhof des Hotels

Das Hotel im Abendlicht

Blick vom Hotel in die Tramuntana (links der höchste: Puig Major 1.436 m, rechts der Bildmitte der zweithöchste: Puig Massanella 1.365m)
Am Anreisetag haben wir außer einem Müsliriegel nichts gegessen und starten hungrig nach Sineu (gut 7 km entfernt). Leider öffnen die Restaurants erst ab 18:30 Uhr. Wir essen im El Rey De La Tapa - bei Tripadvisor als bestes Restaurant bewertet - und sind mit den Tapas auch sehr zufrieden. In einem Supermarkt haben wir uns mit Getränken eingedeckt und wieder zurück im Hotel lassen wir uns noch eine Flasche spanischen Rotwein schmecken.
Mittwoch, 14. Mai 2025
Am ersten Wandertag entscheiden wir uns für einen Rundweg am bekannten Kloster Lluc. Dieses Kloster ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel und die Busse schleichen die teilweise sehr engen Serpentinen hoch - immer wieder ausgebremst von hunderten von Rennradfahrern. Für die gut 27 km ab unserem Hotel muss man daher eine Stunde Fahrtzeit einkalkulieren. Am Kloster gibt es einen kostenpflichtigen Parkplatz (8 Euro für die Tageskarte).

1 - der Parkplatz am Kloster Lluc
2 - markante Felsformation "Das Kamel"
3 - Campingplatz
4 - Berghütte Refugi de sa Coma de Binifaldó (geschlossen)
5 - Son Amer (Unterkunft, Getränke)

Felsformation "Das Kamel"

Kloster Lluc
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Donnerstag, 15. Mai 2025
Der Wetterbericht für den heutigen Tag meldet Regen - der letztendlich ausbleibt. Wir fahren zum nördlichsten Punkt von Mallorca, dem Cap Formentor mit dem markanten Leuchtturm. Ab dem Aussichtspunkt Es Colomer (Parkplatz, kleiner Imbiss, Toilette) schlängelt sich die enge Straße noch 14,5 km bis zum Ziel. Obwohl wir uns noch in der Vorsaison befinden, sind wir nicht die einzigen, die den nördlichsten Punkt besuchen wollen. Um einen der wenigen Parkplätze zu ergattern, muss man sich in Geduld üben. Ab 1. Juni ist die Straße übrigens für den Privatverkehr gesperrt. Cap Formentor erreicht man dann nur noch mit dem Bus.

Zurück am Aussichtspunkt (Mirador) Es Colomer parken wir unseren Mietwagen und genießen den Ausblick auf die Steilküste:


Östlich am Berg sehen wir einen Turm, zu dem sich eine Straße hochschlängelt: Talaia d'Albercutx. Vor über 300 Jahren wurden hier ein Warnfeuer entzündet, wenn sich feindliche Schiffe näherten. Wir sind zum Wandern auf Mallorca, also lassen wir das Auto stehen und folgen der Straße ca. 2,3 km zum höchsten Punkt. Weniger schön sind mehrere verlassene Gebäude aus Beton.

Den Turm kann man von außen besteigen, nicht jedermanns Sache. In Deutschland nicht vorstellbar. Verschwindet man durch das Loch in den Turm, führen innen weitere Eisenbügel auf den Turm. Die Aussicht ist gigantisch, auch wenn das Wetter heute keine tollen Aufnahmen ermöglicht.

Im Vordergrund ein militärisch genutzter Bunker, dahinter Port de Pollença, roter Strich: Klosterberg Puig de Maria

Die Halbinsel Formentor, recht unten verlassene Gebäude aus hässlichem Beton

Die Bucht von Pollença mit Port de Pollença (rechts), dahinter die Bucht von Alcudia

1 - Parkplatz an der MA-2210
2 - Aussichtsplattform
3 - Talaia d'Albercutx
4 - militärisch genutzter Bunker
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Auf dem Rückweg zum Hotel beschließen wir noch eine Wanderung zum Kloster Puig de Maria zu unternehmen. Wir parken am Feldweg neben der Straße. Sinnvoller ist der große Parkplatz auf der anderen Straßenseite. Ca. 290 Höhenmeter sind zu überwinden, zuerst auf steiler Betonpiste, dann auf unangenehm zu gehendem Pflasterweg. Wie heißt es so schön im Rother Wanderführer: "... warten in der Cafeteria kühle Drinks". Die Cafeteria ist allerdings geschlossen. Eine Internet Recherche ergibt, dass aktuell umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Zuerst soll die Cafeteria (2025?) wieder eröffnet werden, bis 2026 dann auch die einfachen Zimmer mit Übernachtungsmöglichkeiten.

1 - Parkplatz neben der Straße
2 - offizieller Parkplatz
3 - Klosteranlage
4 - Mirador del Molí Vell

Kloster Santuari de la Mare de Déu del Puig, Besichtigung der Kapelle nicht möglich

Blick auf Pollença

Mirador del Molí Vell

Blick von Mirador del Molí Vell auf Port Pollença, dahinter (roter Strich) Talaia d'Albercutx, rechts davon die Halbinsel Formentor
Freitag, 16. Mai 2025
Die Wetteraussichten sind hervorragend und das Ziel für den heutigen Tag ist schnell gefunden: Puig Massanella - der zweithöchste Berg auf Mallorca. Die Tour startet kurz vor dem Col de sa Batalla (Tankstelle, Bar). Parken an der Bar ist den Gästen der Bar vorenthalten. Viele Wanderer halten sich allerdings nicht daran. Kurz nach der Tankstelle an der Straßengabelung gibt es gute Parkplätze in der Urbanització des Guix. Die Besonderheit bei dieser Tour: für diesen Weg wird Maut erhoben (Privatgelände).

Mautstelle Massanella nach ca. 1,3 km (20 Minuten ab Parkplatz)
Mein Wanderführer aus dem Jahr 2013 gibt die Maut mit 6 Euro pro Person an. Zumindest in diesem Fall hat die Inflation nicht zugeschlagen. Es kostet immer noch 6 Euro!
Gut eine Stunde sind wir im schattigen Wald unterwegs. Ab dem Avenc des Camí auf ca. 1.000 Metern wird der Weg wesentlich anspruchsvoller und die Bäume spenden keinen Schatten mehr. Sehr felsig geht es bergauf und Markierungen sind äußerst spärlich. Orientieren kann man sich an den Steinmännchen. Nach ca. 2,5 Stunden erreiche ich den Gipfel des Puig Massanella auf 1.365 Metern.

Gipfelfoto
Gut zu erkennen mit der Radarstation auf dem Gipfel ist der höchste Berg auf Mallorca Puig Major (1.436 m, militärisches Sperrgebiet):


Puig Major, links davon der Stausee Cúber

1 - Parkplatz
2 - Tankstelle/Bar
3 - Mautstelle
4 - Gipfel Massanella
5- Verhauer
Markierungen auf Mallorca sind teilweise sehr spärlich. Beim Abstieg laufen wir daher an dem schmalen Pfad vorbei, den wir im Aufstieg genommen haben. Nach ca. 400 Metern kommt uns der Weg unbekannt vor. Ein Blick auf den GPS Track bestätigt das. Obwohl wir an einem Stein eine rote Markierung finden, drehen wir um und begeben uns wieder auf die Aufstiegsroute. Erst später stelle ich fest, dass wir auf dem Weg hätten bleiben können.
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Samstag, 17. Mai 2025
Heute steht die Wanderung auf den beliebten Aussichtsgipfel Puig de l'Ofre (1.093 m) an. Kurz vor Lluc biegen wir auf die MA-10 Richtung Sóller ab. Vorbei am Stausee Gorg Blau erreichen wir den kleinen Parkplatz vom Stausee Cúber. Eben geht es westseitig am Stausee vorbei, bevor der Weg moderat ansteigt - allerdings direkt in der Sonne. An der Finca Binimorat folgen wir dem empfohlenen Aufstiegsweg (markiert mit GR 221). Kurz nach dem Pass Coll de l'Ofre verlassen wir den GR 221 und steigen im Halbschatten Richtung Gipfel auf. Der Weg wird steiler und auf dem felsigen Weg ist Trittsicherheit gefordert. Nach gut zwei Stunden Gehzeit genießen wir auf dem Gipfel die Aussicht.

Finca Binimorat mit Blick auf den l'Ofre

Blick vom Coll de l'Ofre auf den Cúber Stausee und Puig Major

Uli und Jörg am Gipfel l'Ofre

P = Parkplatz, im roten Kreis die Finca Binimorat, links der Puig Major, rechts der Puig Massanella

1 - Parkplatz
2 - Gipfel
3 - Cúber Hütte (einfache Übernachtungsmöglichkeit für GR 221 Wanderer)
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Sonntag, 18. Mai 2025
Alleine begebe ich mich heute auf eine echte Sonntagstour, denn die Umrundung des Puig Boig führt durch privates Gelände darf nur an Sonntagen begangen werden! Mit sechs Stunden reiner Gehzeit darf die Wanderung auch nicht unterschätzt werden, zumal diese wenig Schatten bietet. Das Auto stelle ich wieder am kostenpflichtigen Parkplatz Kloster Lluc ab. Die ersten 45 Minuten sind identisch mit dem Weg Rund um das Kloster Lluc vom ersten Wandertag. Die Felsformation "Das Kamel" lasse ich heute rechts liegen. Der einfache Campingplatz Es Pixarelles war am letzten Mittwoch komplett leer und ist heute gut gefüllt. Viele Einheimische nutzen das Wochenende für einen Ausflug mit Zelt in die Tramuntana. Seit dem 1. Mai dürfen die offenen Feuerstellen wegen Waldbrandgefahr übrigens nicht mehr genutzt werden (bis 15. Oktober).
1,5 km teilt man jetzt die asphaltierte Straße mit Rennradfahrern, Autos und Bussen, bevor man das Tor zur Finca Mossa passiert. Der Weg ist immer wieder mit Holzschildern Puig Roig gekennzeichnet. Die großzügige Anlage ist hervorragend gepflegt und besonders die uralten Olivenbäume werden mir in langer Erinnerung bleiben. Die Finca wird rechts umlaufen und ein herrlicher Saumpfad umrundet den Puig Roig. Was für ein toller Weg! Leider ändert sich das auf der Nordseite der Umrundung. Die Blicke auf die Steilküste sind atemberaubend, allerdings hat das Dissgras den Weg inzwischen so zugewuchert, dass einerseits der Weg kaum noch zu finden ist und andererseits das dichte Gras an den Beinen entlang schleift. Teilweise muss man den Weg ertasten, um nicht versehentlich auf einem Stein umzuknicken, der nicht zu sehen ist. Hinzukommen die über mannshohen Blütenstände, die ständig im Gesicht hängen.
Immer wieder kreisen große Greifvögel über mir. Laut Beschreibung müsste es sich um Mönchsgeier handeln. Nach gut drei Stunden reiner Gehzeit (Pause habe ich noch keine gemacht), ist in Richtung Puig Major ein größeres Gebäude zu sehen: Quarter de Carabiners (Kaserne). Kurze Zeit später stehe ich an den Höhlenwohnungen Es Cosconar, die bereits über 700 Jahre alt sind. Hier lege erst einmal eine knapp 30-minütige Pause ein.
Auf breiten Schotterwegen geht es in langen Kehren ins Tal. Im Tal sind wieder diese uralten, knorrigen Olivenbäume zu bewundern. An den bewohnten Häusern von Son Llobera beginnt die wenig fußfreundliche, asphaltierte Straße nach Süden Richtung Lluc. Über Serpentinen sind ca. 150 Höhenmeter im Aufstieg zurück zum Parkplatz zu überwinden. Nach 5 1/4 Stunden Gehzeit habe ich mir das frisch gezapfte Bier in der Bar redlich verdient.

Blick auf den Puig Roig

Unangenehmes Dissgras, das nicht einmal die Ziegen fressen

Steilküste im Norden. Der markante Felsen in der Mitte wird Kuhmaul genannt

Kaserne (Quarter de Carabiners), dahinter der Puig Major

Höhlenwohnungen Es Cosconar

Wunderschön anzusehen sind die uralten Olivenbäume

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Montag, 19. Mai 2025
Am letzten Wandertag ist es bewölkt, aber es soll trocken bleiben. Heute geht es nicht in die Tramuntana, sondern ganz in den Osten nach Cala Rajada. Wir parken an der Cala Agulla. In der Hauptsaison dürfte es schwierig sein, einen Parkplatz zu ergattern. Wir wandern auf dem Sandstrand Richtung Norden. Keine optimalen Badebedingungen, aber trotzdem haben einige Urlauber ihre Handtücher auf dem Strand ausgebreitet. Am Ende des Sandstrandes kommen wir an ein paar Häusern vorbei. Ein breiter Weg führt durch einen lichten Wald. Nach einer knappen, halben Stunde zweigt der Weg nach rechts ab (Schild). Immer steiler werdend führt der Pfad zum Turm Talaia de Son Jaumell. Auf der Höhe weht ein sehr kräftiger, kühler Wind und wir halten uns nicht lange auf und steigen zur Cala Mesquida ab. In der Strandbar (Selbstbedienung) lassen wir uns ein gezapftes Bier schmecken. Am Preis merken wir sofort, dass wir uns nicht mehr in der Bergregion bzw. im Hinterland befinden. Gemütlich geht es anschließend zurück zum Ausgangspunkt.

Talaia de Son Jaumell, rechts unten Cala Mesquida

Cala Rajada und Strand Cala Agulla

Cala Mesquida, im roten Kreis die Strandbar

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Die kulinarischen Genüsse dürfen auch nicht zu kurz kommen: Paella und Kalamari:

