Hüttentour Lechquellenrunde
Zufälligerweise stoße ich auf den Flyer Lechquellenrunde und finde die Hüttentour sehr attraktiv. Diesen Flyer kann man sich im Internet herunterladen oder optional sogar per Post zuschicken lassen.Der Monat September bietet sich für Hüttentouren an. Es ist nicht mehr so heiß wie im Juli oder August und auch die Gewitterneigung nimmt ab. Wir planen die Tour zu viert und bereits im Januar reserviere ich Schlafplätze in den Hütten. Bis auf die Ravensburger Hütte können die Hütten über das Reservierungsportal der Alpenvereine (alpsonline.org) reserviert werden. Auf den Homepages der Hütten werden entsprechende Links zum Reservieren angeboten.
1. Tag
Am 1. September starten wir - inzwischen nur noch zu dritt - in Richtung Süden. Der Ausgangspunkt der Lechquellenrunde ist gut über die A7 und ab Memmingen über die A96 erreichbar. Sehr positiv: die paar Kilometer Autobahn (A14) bei Bregenz inkl. Pfändertunnel sind nicht mautpflichtig. Bei der Ausfahrt Dornbirn Nord verlassen wir die Autobahn und fahren durch den Bregenzer Wald Richtung Schröcken. An einem kleinen, kostenlosen Parkplatz (für ca. 15 Fahrzeuge) an der Bushaltestelle Landsteg finden wir noch eine Parklücke. Vorteil: von Lech fährt die Linie 852 direkt über Warth und Schröcken zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.
Am Anreisetag stehen gleich 800 Höhenmeter Aufstieg zur Biberacher Hütte an, die wir in gemütlichen 2,5 Stunden erreichen. Die Hütte sieht man erst kurz vor dem Ziel. Da wir nur zu dritt unterwegs sind, kassiert die Hüttenwirten die Stornokosten in Höhe von 20 Euro für die vierte Person gnadenlos ab. Wir freuen uns auf die Dusche, die es laut Flyer auf der Hütte geben soll. Die Dusche gibt es auch - allerdings nur mit eiskaltem Wasser. Dafür ist sie kostenlos.
Leider stellen immer mehr Hütten auf Halbpension um. Abends nach Karte essen? Fehlanzeige! Wer Gerichte von der Speisekarte haben möchte, muss bis 16:30 Uhr gegessen haben. Danach gibt es nur noch Halbpension (ab 18 Uhr). Für mich grenzt das schon an Nötigung. Ich brauche abends keine Suppe, Hauptspeise und Nachspeise. Den anderen geht es auch so. Also bestellen wir notgedrungen vor 16:30 Uhr. Nichts gegen aufmerksame Bedienungen, aber auf dieser Hütte nervt es, wenn die Gläser noch fast voll sind und die Bedienung alle paar Minuten fragt, ob wir noch etwas bestellen wollen. Die Biberacher Hütte werden wir nicht in guter Erinnerung behalten.
2. Tag
Frühstück gibt es ab 7 Uhr und inzwischen haben viele Hütten auf Frühstücksbüffet umgestellt. Das ist durchaus zu begrüßen, aber die Biberacher Hütte lässt sich das Frühstück mit 17,90 Euro auch teuer bezahlen. Für Wanderer wie mich, die morgens nur eine Scheibe Brot essen können, ein stolzer Preis. Dass es auch günstiger geht, werden wir in den nächsten Tagen feststellen.
Biberacher Hütte im Morgenlicht
Kurz vor 8 Uhr starten wir bei Sonnenschein an der Hütte und wandern gemütlich zur Litehütte (Jagdhütte, nicht bewirtschaftet). Von da geht es teilweise recht steil hinab zum Metzgertobel. Die Brücke über den Bach erreichen wir nach zwei Stunden Gehzeit.
im roten Kreis: Untere Alpschellaalpe, der Gipfel rechts oben ist der Feuerstein
Ab hier geht es fast nur noch bergauf. Die Obere Alpschellaalpe auf 1.682 Metern erreichen wir nach 50 Minuten und nutzen die Möglichkeit etwas zum Trinken zu kaufen und ein Pläuschchen mit den Almwirten zu halten. Schön anzusehen sind die Hochlandrinder, die sich vor der Hütte ausruhen und mich an die Yaks in Nepal erinnern.
Obere Alpschellaalpe
Die Hauptblütezeit ist vorbei, aber das Tagpfauenauge ist noch fündig geworden
roter Kreis: Biberacher Hütte, hellblauer Kreis: Litehütte, blauer Kreis: Untere Alpschellaalpe, gelber Kreis: Obere Alpschellaalpe
Bis zu unserem Tagesziel Göppinger Hütte sind noch über 560 Höhenmeter zu erklimmen und der Weg zieht sich. Auch heute ist die Hütte erst kurz vor dem Ziel zu sehen. In der Sonne lassen wir uns Kaltgetränk, Suppe und Strudel schmecken. Die Gerichte der Speisekarte können nur bis 16 Uhr bestellt werden, ansonsten hat man auch hier auf Halbpension umgestellt. Allerdings mit der Option ohne Suppe und Nachspeise (zu einem reduzierten Preis) .
Göppinger Hütte 2.245m
Hier wussten wir schon im Vorfeld, dass es keine Dusche gibt. Kein Problem. Kalt waschen funktioniert auch und weckt die müden Lebensgeister.
3. Tag
Heute steht eine anspruchsvolle Etappe an und bei dem herrlichen Wetter haben wir eine traumhafte Sicht auf die umliegenden Gipfel. Einige Stellen sind drahtseilversichert. Auch der ein oder andere steile Abstieg in eine Rinne muss gemeistert werden. Trittsicherheit ist auf jeden Fall gefordert. Wer sich den Weg nicht zutraut, kann ins Lechtal absteigen und folgt dann dem Walserweg zum Formarinsee.
hier ist der Weg abgerutscht, ein Seil erleichtert die Bewältigung
auch ungesicherte Felspassagen müssen gemeistert werden
Die Freiburger Hütte ist schon zu sehen, aber wir müssen uns noch etwas gedulden. Kurz vor dem Formarinsee legen wir an der gleichnamigen Alm noch eine Trinkpause ein.
roter Kreis: Freiburger Hütte, blauer Kreis: Formarin Alm, in der Senke der Formarinsee
Gipfel: rot: Sulzflug, blau: die Drei Türme, grün: Drusenfluh
Leider ist es inzwischen komplett zugezogen und kühl geworden. Auf das eingeplante Bad im Formarinsee verzichten wir und steigen über den Felsensteig zur Freiburger Hütte auf. Das Hinweisschild weist diesen Pfad mit "Nur für Geübte" aus und tatsächlich ist der Weg nicht angenehm zu gehen. Kurz vor der Freiburger Hütte fängt es leicht zu nieseln an.
Nachdem wir geduscht sind, setzen wir uns auf die Terrasse und trinken ein wohlverdientes Bier bzw. Radler. Inzwischen haben sich die Wolken teilweise wieder verzogen und die Somme kommt heraus. Jetzt noch einmal zum See absteigen und ein Bad nehmen? Wir hoffen auf Sonne morgen früh, wenn wir beim Abstieg am See vorbeikommen.
4. Tag
Wie erhofft startet der Morgen mit Sonnenstein und wir steigen zum Formarinsee ab. Die Wasseroberfläche ist glatt und zaubert eine herrliche Spiegelung auf den See.
Wir müssen etwas warten bis die ersten Sonnenstrahlen den See erreichen, aber dann gibt es kein Halten mehr. Ausziehen und rein in das kühle Nass!
Wir haben uns heute gegen den Weg über das Steinerne Meer entschieden. Die gestrige Etappe hat Kraft gekostet und die heutige Talvariante spart viele Höhenmeter. Der Weg am Bachlauf entlang ist wunderschön zu gehen, auch wenn man den Hinterlassenschaften der zahlreichen Kühe immer wieder geschickt ausweichen muss.
Nach zwei Stunden Gehzeit biegen wir rechts zum Spullersee ab. Einige hundert Meter müssen wir die asphaltierte Straße ertragen bevor sich der Weg wunderschön am Bach entlang schlängelt und diesen immer wieder auf Brücken überquert. Nach 75 Minuten erreichen wir die Alpe Spuller (auch Dalaaser Stafel genannt) und nutzen die Möglichkeit eine Johannschorle zu trinken. Lang halten wir es hier nicht aus, denn der Stallgeruch ist sehr intensiv. Die asphaltierte Straße windet sich rechts zum See hoch. Wir halten uns links auf einem Weg, der bis zum Spullersee keinerlei rot-weiß-roten Markierungen aufweist. Sind wir richtig? Die Richtung passt und letztendlich erreichen wir die Staumauer. Hier gibt es auch wieder einen Wegweiser, der unser Tagesziel anzeigt: Ravensburger Hütte.
Spullersee
Die letzte Nacht war grauenhaft. Wir teilten uns das 6-Bett-Zimmer mit einer Familie. Der Mann ist erkältet, bekommt keine Luft und schnarcht ununterbrochen die ganze Nacht. Entsprechend gerädert und mit Schlafdefizit sitzen wir beim Frühstück. Was, wenn wir heute Abend wieder mit dem Schnarcher in einem Zimmer sind? Das will ich verhindern und lege ab dem Spullersee einen Zahn zu. An der Hütte angekommen, melde ich uns an und frage gleich nach der Zimmergröße. Wir sind in einem Dreibettzimmer eingeplant. Perfekt!
Ravensburger Hütte 1.948 m
Am Spullersee war es komplett zugezogen und kalt. Eigentlich war auch hier ein Sprung in den See geplant, aber wir verzichten. Wie auch am Vortag kommt später die Sonne wieder heraus. Sollen wir noch einmal zum See absteigen? Wir sind bereits frisch geduscht und wenden uns lieber den kulinarischen Genüssen zu.
Kaiserschmarrn für die Damen (ich bevorzuge eine Speckknödelsuppe)
5. Tag
Spullersee von der Ravensburger Hütte aus gesehen
Auch heute stehen wir wieder vor der Entscheidung: über das Madlochjoch, Abstieg nach Zürs und Aufstieg zur Hütte oder Abstieg nach Lech und mit der Rüfikopfbahn 900 Höhenmeter sparen? Die Variante mit der Seilbahn macht das Rennen. Nach einem kurzen Aufstieg zum Stierlochjoch wandern wir Richtung Norden. Kurz vor Zug zweigen wir zum Wasserfallweg ab.
Mit der Rüfikopfbahn (fährt alle 30 Minuten, Berg- bzw. Talfahrt 20 Euro, Berg- und Talfahrt 26,50 Euro) schweben wir schnell auf 2.350 Meter. Unsere letzte Hütte auf der Lechquellenrunde ist noch gut zwei Stunden Fußmarsch entfernt. Nach einem Abstieg über den "Arlberg Trail" steht der Gegenanstieg zur Rauhe Kopf Scharte auf 2.415 m an. An der Scharte bläst der Wind so stark, dass wir schnell weitergehen.
Stuttgarter Hütte mit Valluga (Gipfel ganz rechts)
Auch heute beschleunige ich wieder meinen Schritt, um auf der Stuttgarter Hütte die Zimmersituation zu klären. Wieder haben wir Glück und erhalten ein Dreibettzimmer.
Die Hütte wird vorbildlich von einem nepalesischen Ehepaar geführt, die Räumlichkeiten sind top und das Essen ist phantastisch. Als Hauptspeise wird die nepalesische Spezialität Dal Bhat angeboten, die ich bereits auf meiner Nepalreise fast täglich gegessen habe. Linsen mit Reis und Gemüse-Curry bzw. Hähnchenbrust-Curry. Die meisten Übernachtungsgäste haben sich für Dal Bhat entschieden. Wir sind uns einig, dass die Stuttgarter Hütte die beste Hütte der Lechquellenrunde ist.
6. Tag
Leider neigt sich die Hüttentour dem Ende zu. Da wir heute noch nach Hause fahren, wollen wir so früh wie möglich frühstücken. Offiziell gibt es ab 7 Uhr Frühstück, aber bereits 20 Minuten früher wird der Gastraum geöffnet und auf dem gedeckten Tisch liegt bereits auf jedem Teller ein frisches Brötchen. Im Gegensatz zu anderen Hütten, die mit großen Kaffeebehältern (5 Liter und mehr) arbeiten, wird der Kaffee auf der Stuttgarter Hütte von einem Nepalesen frisch serviert und sehr aufmerksam nachgeschenkt.
Bereits um 7:22 Uhr starten wir den Weg zur Bergstation. Dort angekommen haben wir noch genügend Zeit um auf der Terrasse in der Sonne einen Cappuccino zu genießen.
Um 10:30 Uhr sind wir die einzigen Gäste in der Seilbahn, die uns nach Lech bringt. Ein paar Minuten müssen wir laufen, um an die zentrale Bushaltestelle am Schlossberg zu gelangen. Hier startet die Linie 852 um 11:20 Uhr, die uns direkt zur Haltestelle Landsteg und damit zu unserem geparkten Auto bringt (4,70 Euro pro Person).
Eine wunderschöne Hüttentour neigt sich dem Ende zu. Zu Hause angekommen wird der Wanderschweiß unter der Dusche abgewaschen und wir treffen uns noch einmal zu einem gemeinsamen Abendessen in einem Biergarten.
Gehzeiten
Uhrzeit | Beschreibung | Gehzeit |
---|---|---|
Sonntag, 1. September 2024 | ||
11:55 | Parkplatz Bushaltestelle Landsteg | |
14:27 | Biberacher Hütte 1.846 m | 2° 32' |
Montag, 2. September 2024 | ||
7:51 | Biberacher Hütte 1.846 m | |
8:14 | Litehütte | 0° 23' |
9:13 | Brücke und Seilversicherungen | 1° 22' |
9:49 | Brücke über den Lutzbach | 1° 58' |
10:41 | Obere Alpschellaalpe 1.682 m, bis 11:10 | 2° 50' |
14:11 | Göppinger Hütte 2.245 m | 5° 51' |
14:27 | Göppinger Hütte Annette+Susanne | 6° 07' |
Dienstag, 3. September 2024 | ||
7:59 | Göppinger Hütte 2.245 m | |
10:10 | Rast 2.387 m (47.19794, 10.02023) bis 10:31 | 2° 11' |
12:30 | Rast 2.065 m (47.18869, 10.01334) bis 12:40 | 4° 10' |
14:11 | Formarin Alpe bis 14:38 | 5° 41' |
15:20 | Freiburger Hütte 1.931m | 6° 23' |
Mittwoch, 4. September 2024 | ||
8:17 | Freiburger Hütte 1.931m | |
Badepause am See | ||
9:45 | Formarin Alpe | 0° 40' |
11:05 | Schild Spullersee 1,5 h / Ravensburger Hütte 2 h | 2° 00' |
12:21 | Alpe Spullers bis 12:35 | 3° 16' |
13:00 | Spullersee | 3° 41' |
13:40 | Ravensburger Hütte 1.948 m | 4° 21' |
13:55 | Ravensburger Hütte Annette+Susanne | 4° 36' |
Donnerstag, 5. September 2024 | ||
7:53 | Ravensburger Hütte 1.948 m | |
8:09 | Abzweig Madloch | 0° 16' |
9:17 | Wasserfall | 1° 24' |
9:30 | Zug | 1° 37' |
10:09 | Lech, Talstation Rüfikopfbahn | 2° 16' |
10:41 | Bergstation Rüfikopfbahn | |
12:09 | Rauhe Kopf Scharte 2.415 m | 3° 44' |
12:50 | Stuttgarter Hütte 2.310 | 4° 25' |
Freitag, 6. September 2024 | ||
7:22 | Stuttgarter Hütte 2.310 | |
8:02 | Rauhe Kopf Scharte 2.415 m bis 8:18 | 0° 40' |
9:29 | unterhaöb Rüfikopf | 1° 51' |
9:43 | Bergstation Rüfikopfbahn | 2° 05' |