Enzianhütte 2017
Inzwischen sind schon wieder vier Jahre seit meiner letzten Übernachtung auf der Enzianhütte vergangen. Letztes Jahr waren alle Wochenenden ausgebucht! Für unsere diesjährige Tour habe ich die Betten bereits Mitte Dezember 2016 telefonisch beim Hüttenwirt Daniel reserviert. Die Bestätigung kam dann Anfang Februar verbunden mit einer Anzahlung von 50%. Bis 14 Tage vor dem Termin kann das Zimmer kostenfrei storniert werden. Das gebuchte Sechsbettzimmer kenne ich schon aus früheren Besuchen. Wir sind aber nur zu viert. Kurzerhand können wir noch Freunde aus Ingolstadt von der Tour begeistern und ich reserviere zwei Plätze nach.Am Freitag, 4. August 2017 starten wir um 7 Uhr in Goldbach. Kurz vor 11 Uhr treffen wir am Parkplatz an der Fellhornbahn ein. Unsere Freunde aus Ingolstadt sind kurz vor uns angekommen. Ab dem Parkplatz Fellhornbahn ist die Straße Richtung Birgsau/Einödsbach für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Die Preise für das Parken wurden signifikant erhöht. Kostete das Parken 2013 für 2 Tage noch 4 Euro, kostet jetzt jeder Tag 4 Euro. Ein Preisanstieg um 100%! Alternativen gibt es kaum. In Oberstdorf ist das Parken auch kostenpflichtig und der Weg zur Fellhornbahn erhöht die Gehzeit um eine weitere Stunde. Wer unbedingt die Parkgebühren vermeiden möchte: zwischen Oberstdorf und der Fellhornbahn gibt es ein paar wenige Möglichkeiten am Waldrand.
Hinweis: die Parkautomaten schlucken nur Münzen!
Um 11:12 Uhr starten wir bei gutem Wetter unsere Wanderung durch das landschaftlich schöne Stillachtal. Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir den Weiler Birgsau. Für eine Rast ist es noch zu früh und wir gehen gleich weiter. Das Tagesziel, die Enzianhütte ist bereits zu sehen (die Hütte selbst nicht, aber das ein paar Meter unterhalb gelegene Nebengebäude). Einige hundert Meter weiter befindet sich auf der rechten Seite die letzte Bushaltestelle im Stillachtal. Bei schlechtem Wetter ist der Bus durchaus eine Alternative (ab Oberstdorf oder Fellhornbahn). Bisher haben wir nur wenige Höhenmeter gewonnen. Das ändert sich jetzt und bringt uns ziemlich ins Schwitzen. Zum Glück ist Einödsbach nicht mehr weit und wir stillen unseren Durst in der Sonne.
Direkt am Gasthof beginnt auch der Aufstieg zum neu erbauten Waltenberger Haus. Unser Ziel heißt allerdings Enzianhütte und der Weg startet mit einem kurzen Abstieg (neue Wegführung!) zum Bacherlochbach, der über eine neue Brücke überquert wird. In ca. 45 Minuten erreichen wir die am Wochenende bewirtschaftete Petersalpe auf 1.296 Metern. Auch hier füllen wir unsere Wasserspeicher wieder auf, um für den steiler werdenden Anstieg zur Enzianhütte gewappnet zu sein. Immerhin sind noch 500 Höhenmeter zu überwinden. Wir lassen uns Zeit und erreichen um 16 Uhr die herrlich gelegene Enzianhütte.
Inzwischen haben einige Wolken die Sonne verdeckt und geschwitzt wie wir sind setzen wir uns in die Hütte. Nach einer Stärkung beziehen wir unser Quartier. Geli, Max und ich nutzen die Zeit bis zum Abendessen noch für den Besuch der Sauna (15 Euro pro Person). Die Abkühlung im etwas oberhalb gelegenen, vom Hüttenwirt angelegten, See ist einfach genial, vor allem sehr erfrischend. Als besonderen Service steht im Ruheraum ein Telefon zur Verfügung und wir bestellen drei Bier, die prompt direkt in den Ruheraum geliefert werden. Erholung pur!
Um 19 Uhr treffen wir uns zum Abendessen. Die umfangreiche Speisekarte bietet für jede Geschmacksrichtung etwas an. Das Essen ist nicht nur optisch sehr ansprechend zubereitet, es schmeckt auch hervorragend. Hüttenwirt Daniel ist gelernter Koch und versteht es seit vielen Jahren seine Gäste mit Köstlichkeiten zu verwöhnen - eine nicht ganz einfache Aufgabe auf 1.800 Metern und bis zu 120 Abendessen!
Die privat geführte Hütte kennt die sonst auf AV-Hütten übliche Hüttenruhe von 22 Uhr nicht. Hier entscheidet der Hüttenwirt wann Schluss ist! Einige musikalische Einlagen mit Akkordeon verkürzen den Abend. Als ein Gast zur Gitarre greift und dazu singt (mehr oder weniger falsch) ergreifen wir die Flucht und belegen die Betten.
Ich habe gut geschlafen und wache ausgeruht auf. Angeblich soll in der Nacht jemand geschnarcht haben. Ich habe nichts gehört ...
Der Tag beginnt um 7:30 Uhr mit einem leckeren Frühstück. Mehrere Varianten stehen zur Auswahl und müssen am Vorabend bestellt werden. Gut gestärkt packen wir den Tagesrucksack und nach ein paar Gruppenbildern starten wir unseren Aufstieg zur Rappenseehütte.
Kurz nach der Hütte steht uns die erste Herausforderung bevor. Der Weg führt zu Beginn der Saison über ein Schneefeld. Dieses Schneefeld ist inzwischen aber ausgeapert und erfordert den Abstieg in das Bachbett. Auf der Gegenseite steht ein Seil zur Verfügung, an dem man sich mühsam hochziehen muss. Nicht ganz ungefährlich zumal der Felsen darunter sehr feucht ist.
An der Abzweigung Richtung Mindelheimer Hütte legen wir eine Rast ein. Aus dem Rucksack zaubere ich sechs Dosen-Willi, die freudig geleert werden.
Noch nie etwas von Dosen-Willi gehört? Angeblich hat vor vielen Jahren ein Nordeuropa Reisender Schnaps in mit Wurstbandarolen versehene Dosen abfüllen lassen, um damit (illegal) den ansonsten sehr teueren Alkohol in das Land einführen zu können. Diese Idee wurde später aufgegriffen und so entstand der Dosen-Willi: Williams-Christ Schnaps, versetzt mit Birnensaft, dazu ein Stückchen Birne mit Zahnstocher. Immer für eine Überraschung gut!
Es sind nur noch 15 Minuten bis zur größten Hütte der Alpen, der Rappenseehütte auf 2.091 Metern. 300 Übernachtungsmöglichkeiten stehen offiziell zur Verfügung. Bei schönem Wetter sind manchmal noch mehr Übernachtungsgäste auf der Hütte und müssen sich dann mit Notlagern begnügen.
Wir sind etwas spät dran und für den Nachmittag sind Schauer angekündigt. Das ursprüngliche Ziel - das Hohe Licht - verwerfen wir und beschließen, den Rappenseekopf in Angriff zu nehmen. Am oberen Rappensee vorbei führt der Pfad steil hoch zu einem Sattel, der einen imposanten Blick auf das Hohe Licht bietet. Wer den Wegverlauf des Heilbronner Höhenwegs kennt, kann mit bloßem Auge die Brücke auf der klettersteigähnlichen Passage erkennen. Der Anstieg zum Rappenseekopf (an einem Stein mit leichter Weg beschrieben) ist durchaus anspruchsvoll. An einigen Stellen benötigt man auch die Hände zur Fortbewegung an den Felsstufen.
Dafür belohnt der Gipfel auf 2.469 Metern mit einer herrlichen Aussicht zur Rappenseehütte. Leider hängen viele Gipfel in den Wolken und die traumhafte Landschaft lässt sich nur erahnen.
Die drei Gipfelfrauen steigen wieder über den Aufstiegsweg ab. Ich nehme den Abstieg auf der anderen Seite und sprinte noch auf den Hochrappenkopf (2.423m). Beim Abstieg zur Rappenseehütte bricht mir einer der Bergstöcke und ich lande unsanft mit dem Ellenbogen im Geröll. Auf das Ergebnis der Reklamation bei Leki bin ich gespannt!
Zeitlich treffe ich kurz vor der Hütte auf den Rest der Gruppe. Nach einer Rast an der Rappenseehütte steigen wir wieder zur Enzianhütte ab. Die angekündigten Schauer sind glücklicherweise ausgeblieben und wir genießen auf der Terrasse in den Liegestühlen das ein oder andere Getränk.
Geli verabschiedet sich in die Sauna und nach einem weiteren Bierchen mit Max nutzen wir auch noch einmal diese einmalige Chance auf 1.800 Metern in einer Berghütte zu saunieren und im Teich zu schwimmen.
Das Abendessen ist wieder exzellent und drei Musiker (Kontrabass, Akkordeon, Gitarre, Gesang) unterhalten die Hüttengäste. Mit einer Runde Schnaps lassen wir den Abend ausklingen. Nach dem bekannt guten Frühstück beginnen wir mit dem Abstieg ins Tal. Leider hat der Wetterbericht heute Recht und leichter Regen begleitet unseren Abstieg. Wie auch in früheren Jahren lassen wir die Tour im Landgasthof Adler in Birgsau bei sehr gutem Essen in schönem Ambiente ausklingen - dieses Mal allerdings nicht im Biergarten.